Mitarbeiter-Bespitzelung im Handel: Auch Edeka und Plus im Visier
Wie zuvor Lidl, räumen nun auch der Discounter Plus und die Supermarktkette Edeka Überwachungen der Mitarbeiter durch externe Dienstleister ein. Es habe aber nicht die Absicht bestanden, die Protokolle zur Ausforschung der Beschäftigen zu verwenden.
Die Bespitzelung von Mitarbeitern bei Lidl war nach Informationen der Online-Ausgabe des Hamburger Magazins stern kein Einzelfall. Auch Konkurrenten bedienten sich laut stern.de vergleichbarer Methoden. So lägen Protokolle eines Sicherheitsunternehmens vor, das 2006 für den Discounter Plus und die Supermarktkette Edeka gearbeitet habe. Auch in diesen Protokollen würden wie bei Lidl detailliert private Angelegenheiten von Mitarbeitern in den Filialen festgehalten, berichtete stern.de am heutigen Mittwoch.
Edeka-Sprecherin Marliese Kalthoff sagte der dpa: "Wir machen Ladendiebstahlkontrollen, bespitzeln aber keine Mitarbeiter." Es habe zu keinem Zeitpunkt die Absicht bestanden, die Protokolle zur Ausforschung der Beschäftigen zu verwenden. "Es ist für uns selbstverständlich, dass wir uns im gesetzlichen Rahmen bewegen", betonte die Sprecherin. Das erwarte Edeka natürlich auch von den beschäftigten Sicherheitsdiensten.
Der Einsatz externer, speziell geschulter Mitarbeiter für Ladendiebstahlkontrollen sei im deutschen Einzelhandel üblich, erklärte Plus in Mülheim/Ruhr. "Obwohl wir es nicht explizit beauftragt hatten, sind uns aktuelle einzelne Fälle aus Norddeutschland bekannt geworden, in denen Notizen zu einzelnen Filialmitarbeitern erscheinen." Diese seien jedoch weder ausgewertet noch weiter genutzt worden. Da derartige Berichte den direkten Vorgesetzten nicht zugänglich gewesen seien und sind, hätten sich daraus keine Konsequenzen für Mitarbeiter ergeben. Es sei umgehend veranlasst worden, dass eine derartige Berichterstattung nicht mehr akzeptiert werde.
Wie bei Lidl seien die Spitzel in den Märkten offiziell als Ladendetektive aufgetreten, tatsächlich seien sie aber auch mit dem Ausspähen der Mitarbeiter beschäftigt gewesen, schreibt die Online-Ausgabe des Stern. Jeweils eine Woche lang seien die Detektive in den Filialen von Edeka und Plus unterwegs gewesen und hätten seitenlange Protokolle gefertigt. Darin heiße es unter anderem: "Bei einem privaten Gespräch mit Frau C. erfahre ich dass sie viele Neider hat, da sie und ihr Mann sich jetzt ein Haus gekauft hätten, zwei Autos und ein Motorrad fahren, sowie öfter in den USA Urlaub machen. Ihr größter Wunsch wäre es, in die USA auszuwandern..."
Lidl soll mit Hilfe von Detektiven Beschäftigte in zahlreichen Filialen systematisch überwacht haben, hatte das Magazin stern Ende März berichtet. Über zahlreiche Überwachungskameras sei registriert worden, wann und wie häufig Mitarbeiter auf die Toilette gehen oder wer mit wem möglicherweise ein Liebesverhältnis hat. Datenschützer prüfen die Vorgänge. Lidl betonte daraufhin, eine solche Überwachung sei nicht gewollt gewesen. Nach Überzeugung der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di versuchen zahlreiche Discounter ihre Mitarbeiter zu überwachen oder einzuschätzen.
Lidl kündigte unterdessen an, sich künftig vom früheren Bundesdatenschutzbeauftragten Joachim Jacob beraten lassen. Der FDP-Politiker soll das Unternehmen beraten und unterstützen, "um sicherzustellen, dass den datenrechtlichen Vorschriften in vollem Umfang entsprochen wird", teilte Lidl mit. Der 1939 geborene Jacob war von 1993 an zehn Jahre lang oberster deutscher Datenschützer. Zuvor arbeitete er seit den 60er Jahren unter anderem als Referent eines Staatssekretärs im Bundesinnenministerium. Später wurde er Vizepräsident des Statistischen Bundesamts und Direktor bei der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung. (dpa) / (pmz)