Mobil-Bezahldienst Square startet mit Kurssprung an der Börse

Investoren werden skeptischer bei Internet-Firmen, selbst wenn es um bekannte Namen geht. Zwei milliardenschwere Hoffnungsträger konnten ihre Preisvorstellungen beim Gang an die US-Börse nun nicht durchsetzen.

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Wall Street

An der Börse sieht es für Internet-Dienste nicht mehr so rosig aus.

(Bild: dpa)

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  • dpa
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Das Silicon Valley kann aufatmen: Dem Mobil-Bezahldienst Square ist doch noch ein Börsendebüt mit einem kräftigen Kurssprung gelungen. Die Voraussetzung dafür war allerdings auch, dass die zweite Firma von Twitter-Chef Jack Dorsey den Ausgabepreis der Aktie deutlich tiefer als geplant ansetzte und damit auf Dutzende Millionen US-Dollar verzichtete. Auch das Papier des Partnerbörsen-Betreibers Match.com legte zum Start um über zwölf Prozent zu.

Die Square-Aktie debütierte am Donnerstag in New York bei 11,20 US-Dollar und stieg danach zeitweise an die Marke von 13,50 Dollar – ein Plus von rund 20 Prozent. Square hatte in einem eher ungewöhnlichen Schritt den Ausgabepreis mit 9 Dollar sogar unterhalb der ursprünglichen Spanne von 11 bis 13 Dollar angesetzt.

Insgesamt war Square damit zum Ausgabepreis rund drei Milliarden US-Dollar wert – wenn man Aktienoptionen nicht berücksichtigt. In Finanzierungsrunden hatten Investoren aber ihr Geld zum Teil zu deutlich höheren Gesamtbewertungen von bis zu sechs Milliarden Dollar in die Firma gepumpt. Die nun niedrigere Bewertung war als Signal für schwaches Interesse der Anleger und schlechtes Vorzeichen für künftige Internet-Börsengänge interpretiert worden.

Square erlöste bei dem Börsengang 243 Millionen US-Dollar. Ursprünglich sollten es ohne die sogenannte Mehrzuteilungsoption für die begleitenden Banken rund 350 Millionen Dollar werden. Square vertreibt Lesegeräte für Smartphones und Tablets, mit denen Händler Kartenzahlungen auf den mobilen Geräten annehmen können.

Dorsey hatte den Mobil-Bezahldienst 2009 gegründet, nachdem er zeitweise bei Twitter herausgedrängt worden war. In diesem Sommer kehrte Dorsey an die Spitze von Twitter zurück, behielt aber auch den Chefposten bei Square.

Das Börsendebüt fiel mit Dorseys 39. Geburtstag zusammen. Er überließ das traditionelle Läuten der Börsenglocke an der New York Stock Exchange seiner Mutter Marcia. Für Dorsey ist ein nettes Geburtstagsgeschenk garantiert: Er ist der größte Aktionär mit einem Anteil von 24,4 Prozent und der Börsengang lässt sein Vermögen offiziell kräftig steigen.

Auch die Match Group mit den Dating-Plattformen Tinder, OKCupid und FriendScout24 in Deutschland ging mit einer Bewertung von 2,9 Milliarden US-Dollar in den Handel. Der Ausgabepreis wurde am unteren Ende der Spanne von 12 bis 14 Dollar angesetzt, bei Match.com landeten knapp 400 Millionen US-Dollar. Die Aktie legte im frühen Handel um 12,5 Prozent auf 13,50 US-Dollar zu.

Match.com kam zuletzt auf 59 Millionen aktive Nutzer im Monat, von denen 4,7 Millionen zahlende Kunden sind. Die Firma gehört zum New Yorker Internet-Konzern IAC, der auch nach dem Börsengang die Kontrolle mit einem Anteil von mehr als 80 Prozent behalten will.

In den ersten neun Monaten dieses Jahres verdiente Match.com rund 85 Millionen US-Dollar – fast 15 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Umsatz wuchs derweil um 16 Prozent auf knapp 753 Millionen US-Dollar. Square dagegen steckt noch tief in den roten Zahlen. Im vergangenen Jahr gab es einen Verlust von 154 Millionen US-Dollar, allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres waren es schon 131,5 Millionen US-Dollar. Der Neunmonats-Umsatz stieg unterdessen um fast die Hälfte auf knapp 893 Millionen US-Dollar.

Vor dem Börsenstart musste sich Match.com mit einem peinlichen Interview des Mitgründers und Chefs von Tinder, Sean Rad, beschäftigen. Der 29-Jährige verwendete im Gespräch mit dem britischen Evening Standard fälschlicherweise das Wort "Sodomie" als Begriff für eine Beziehung auf intellektueller Ebene und prahlte damit, er habe ein "richtig, richtig berühmtes" Supermodel abgewiesen, das um Sex mit ihm "gebettelt" habe. Das handfeste Problem für Match.com neben dem Image-Schaden war aber, dass in dem Artikel unter Berufung auf Analysten andere Nutzer-Zahlen als im Börsenprospekt genannt wurden. Die Firma versicherte in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC, die Angaben kämen nicht von ihr. (mho)