MobilCom schreibt UMTS-Lizenz ab

Durch Abschreibung der UMTS-Lizenz und der bisherigen Investitionen in ein neues Netz entstand bei dem angeschlagenen Mobilfunkunternehmen ein Milliardenverlust.

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Von
  • Jürgen Kuri

Das angeschlagene Mobilfunkunternehmen MobilCom hat die Kosten für seine UMTS-Lizenz und die bisherigen Investitionen in ein neues Netz vollständig abgeschrieben und dadurch einen Milliardenverlust verbucht. Entsprechend nüchtern sieht das Management auch die Lage: "Die Ergebnisse des 3. Quartals sind geprägt von der vollständigen Abschreibung des UMTS-Vermögens", die Verluste hätten aber bereits vor Umsetzung des eigentlichen Sanierungsprogramms begrenzt werden können.

Die nackten Zahlen sind etwas deutlicher als die Anmerkungen des Managements: Der Verlust vor Zinsen und Steuern (EBIT) betrug 2,9 Milliarden Euro bei einem Umsatz von 518,8 Millionen Euro. Der Umsatz bewegte sich damit ungefähr auf dem Niveau des vorherigen zweiten Quartals, als er bei 520,0 Millionen Euro lag. Während der Mobilfunk beim Umsatz von 368 auf 386 Millionen Euro zulegte, reduzierte sich der Umsatz im Festnetzbereich von 144 auf 131 Millionen Euro. Die Festnetz-Sparte, die im vergangenen Jahr noch einen Gewinn von 8,9 Millionen Euro erzielte und die freenet.de gerne übernehmen möchte, rutschte mit 18,5 Millionen Euro ins Minus. Auch darin sei jedoch eine Abschreibung von 13 Millionen Euro enthalten, weil ein Teil des Festnetzes nicht mehr wie geplant für UMTS genutzt werden könne.

Das gesamte UMTS-Vermögen in Höhe von 9,9 Milliarden Euro sei abzuschreiben gewesen, nachdem France Telecom sich im September aus der Finanzierung zurückgezogen hatte und damit keine Mittel mehr zur Verfügung standen, erklärte MobilCom. Im Gegenzug hat die Firma aber einen Ausgleichsanspruch von 7,1 Milliarden Euro gegen France Telecom aktiviert, also die im November vereinbarte Entschuldung bereits eingerechnet.

Im Unternehmensbereich Mobilfunk betrug der Verlust 40,6 Millionen Euro. Damit sei es MobilCom gelungen, die Lage im Stammgeschäft zu stabilisieren. Noch im Quartal zuvor hatte der Verlust vor Steuern und Zinsen bei 135,7 Millionen Euro gelegen. Trotz der schwierigen Situation des Unternehmens sei die Zahl der Kunden im Mobilfunk mit 4,9 Millionen stabil geblieben. Obwohl wegen des Liquiditätsmangels von MobilCom nur wenig Handys verfügbar gewesen seien, habe das Unternehmen noch 282.000 neue Kunden gewinnen können. Maßgeblich für das bessere Ergebnis seien gesunkene Kosten für die Kundengewinnung und ein verbessertes Kostenmanagement. MobilCom zeigt sich zudem sehr erfreut darüber, dass 68 Prozent der Mobilfunkkunden nicht per Prepaid-Karte, sondern mit Vertragsbindung über MobilCom, telefonierten. Der Marktdurchschnitt betrage hier nur 48 Prozent. (jk)