Mobiles Bezahlen: Apple Pay soll NFC-Unterstützung treiben

Noch können nur fünf Prozent aller Kassenterminals in Deutschland berührungslose Zahlungen empfangen. Experten glauben, dass sich das schnell ändern könnte.

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Apple Pay

(Bild: dpa, Monica Davey)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • dpa

"Warten Sie, ich hab es passend." "Geben Sie die Geheimzahl bitte nochmal ein." "Haben Sie vielleicht zwei Cent?" Solche nervigen Sätze könnten an der Kasse im Supermarkt künftig der Vergangenheit angehören. Denn mit dem sogenannten Mobile Payment könnten Verbraucher einfach ihr Smartphone benutzen, um große und kleine Beträge zu bezahlen – ganz ohne Bargeld und Geheimzahl.

Bis es soweit ist, müssen die Anbieter aber erst noch einige Hürden aus dem Weg räumen. Die größte davon ist die fehlende Infrastruktur. Denn in den meisten Fällen kommt beim Mobile Payment die Funktechnik NFC (Near Field Communication) zum Einsatz. Damit lassen sich zwar nur relativ kleine Datenmengen über kurze Distanzen von wenigen Zentimetern übertragen. Für das kontaktlose Bezahlen mit dem Smartphone ist dieser scheinbare Nachteil aber ideal, weil er für zusätzliche Sicherheit sorgt.

In aktuellen Smartphones gehört NFC heute schon fast zur Standardausstattung. Allerdings nicht bei den Kassen. "Die Marktdurchdringung von Kassenterminals mit Near Field Communication (NFC) liegt zurzeit bei etwa fünf Prozent", sagt Steffen von Blumröder vom IT-Verband Bitkom. "Da die Kassenterminals aber in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden, wird der Anteil in zwei bis drei Jahren deutlich höher sein."

Das in den USA bereits verfügbare Apple Pay, das mit den Geräten iPhone 6 und 6 Plus ebenfalls auf NFC setzt, soll dem Markt neuen Schwung verleihen. Doch ob die Technik am Ende Marktführer wird, steht noch nicht fest. Konkurrenz gibt es schließlich genug. Experten wie Prof. Key Pousttchi vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Digitalisierung an der Uni Potsdam glauben, dass neben Apple auch andere Netz-Riesen in den Markt einsteigen – also Google, PayPal, Amazon und Facebook.

Wo schon eine NFC-Kasse steht, können Kunden zum Beispiel das System Mpass verwenden. Dabei kommt aber nicht das Smartphone zum Einsatz, sondern ein NFC-Sticker, der ans Mobiltelefon oder einen anderen Gegenstand geklebt wird. Darauf sind die Zahlungsdaten gespeichert. Um zu zahlen, muss der Nutzer damit nur am Terminal des Händlers vorbeiwischen. Erst ab 25 Euro wird ein PIN-Code abgefragt.

Ähnlich wie Mpass funktionieren auch andere Systeme von Kreditkartenfirmen wie Visa und Mastercard. Und darauf aufbauend gibt es schließlich noch Dienste von Mobilfunkanbietern. Nutzen kann der Verbraucher alle Systeme aber nicht überall, sondern immer nur bei den Händlern, die mit dem Betreiber zusammenarbeiten. "Relativ etabliert ist das Mobile Payment hierzulande nur in Tankstellen – die sind da schon sehr weit", sagt von Blumröder.

Abseits von NFC gibt es in Deutschland noch einige andere Systeme zum Bezahlen per Smartphone. Dienste wie Yapital, lokale Anbieter und große Ketten setzen auf QR-Codes, die per Smartphone-App gescannt werden. "Für Händler ist das sehr praktisch, weil es keine Zusatzkosten verursacht", sagt Achim Himmelreich von der Unternehmensberatung Mücke, Sturm & Company, die Mobile-Payment-Systeme getestet hat. Für Kunden ist es aber unbequem, da es langesamer als Bargeld oder EC-Karte ist. Außerdem gilt auch bei den QR-Codes: Jedes System funktioniert nur bei Händlern, die es unterstützen.

Wer sein Smartphone schon jetzt als Geldbörse einsetzen will, muss sich also bei einer ganzen Reihe von Diensten anmelden. Für Achim Himmelreich ist das eines der größten Probleme von Mobile Payment: "Langfristig will der Kunde zum Bezahlen nicht zehn Apps auf einem Handy haben, sondern nur eine, die alles macht." Und da könnte Apple Pay punkten. (bsc)