Mobiles japanisches Internet für Europa (Update)

Der japanische Mobilfunkbetreiber NTT DoCoMo treibt die Strategie voran, seinen i-mode-Dienst international zu vermarkten.

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Von
  • Christian Rabanus

Die japanische Mobilfunkgesellschaft NTT DoCoMo und der niederländische Mobilfunkbetreiber KPN Mobile wollen ein Joint-Venture gründen, um DoCoMos i-mode-Dienst in Europa einzuführen. Das in Japan sehr populäre i-mode ermöglicht den Zugriff auf das Internet über spezielle Mobilfunkgeräte. Da die Datenübertragung bei i-mode paketorientiert arbeitet, ist i-mode vor allem sehr viel kostengünstiger als der hierzulande verbreitete WAP-Dienst.

DoCoMo und KPN Mobile kooperieren bereits seit Juli, um gemeinsam in Europa ein Mobilfunknetz der dritten Generation aufzubauen. Die heutige Unterzeichung eines Memorandum of Understanding bedeutet eine Ausweitung der Zusammenarbeit. Die vergleichsweise kleine Telefongesellschaft KPN Mobile kann sich vor allem durch das technische Know-how der Japaner – DoCoMo will bereits im Mai des nächsten Jahres in Japan ein Mobilfunknetz der dritten Generation in Betrieb nehmen – einige Wettbewerbsvorteile auf dem europäischen Markt erhoffen.

Die Entscheidung dürfte mittelbar auch Konsequenzen für den deutschen Mobilnetzbetreiber E-Plus nach sich ziehen, denn KPN hält die Aktienmehrheit am Düsseldorfer Unternehmen. E-Plus bietet seit Ende 1999 eigene WAP-Dienste. Ob und wie die beiden unterschiedlichen Verfahren unter einem Dach existieren werden, ist daher eine spannende Frage. Offen ist bislang auch, wann i-mode hierzulande – und dann wohl von E-Plus – eingeführt wird. Das Verfahren soll zwar auf einem paketorientierten Transportnetz aufsetzen, aber noch ist kaum ein europäisches GSM-Mobilfunknetz entsprechend ausgerüstet; diese so genannte GPRS-Technik (General Packet Radio Service) will E-Plus gegen Jahresende anbieten. Alternativ könnte i-mode aber auch erst auf dem UMTS-Netz aufsetzen, das E-Plus vermutlich ab dem Jahr 2003 in Betrieb nehmen wird. Europäische Handy-Nutzer werden jedenfalls bald zwischen zwei inkompatiblen Verfahren für die Darstellung von Internet-Inhalten auf Mobiltelefonen wählen können; die i-mode-Handys wird man in Deutschland aber wohl nur in E-Plus-Läden finden.

Weiterhin kündigte DoCoMo an, ein Tochterunternehmen in Großbritannien zu gründen. Auch damit will der japanische Mobilfunkriese seine Expansion nach Europa vorantreiben. Das kürzlich bekannt gegebene Kooperationsabkommen mit dem Online-Dienst AOL ist ebenfalls Bestandteil der internationalen Expansion, mit der DoCoMo in erster Linie das Verbreitungsgebiet seines i-mode-Dienstes ausweiten will. AOL ist für DoCoMo vor allem wegen des US-amerikanischen Markts interessant, auf dem der japanische Konzern praktisch noch gar nicht vertreten ist. (chr)