Mobilfunkanbieter setzen auf Femtozellen

Von Mini-Basisstationen versprechen sich Mobilfunkanbieter und Analysten einen schnell wachsenden Markt. Die Netzbetreiber locken Kunden mit stabilen Bandbreiten und satten Subventionen.

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Femtozellen sollen nach Analystenmeinung in den kommenden Jahren zu einem gesunden, schnell wachsenden Markt werden. Mobilfunkanbieter locken mit verlässlichen Breitband-Verbindungen und satten Subventionen, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 04/08.

Vergleichbar mit WLAN-Routern sollen die Mini-Basisstationen dafür sorgen, dass Nutzer zu Hause oder im Büro immer eine gute Verbindung für Telefonate oder Datendienste über das Mobilfunknetz haben. Dadurch wird das eigentliche Netz entlastet - und weil die Daten anschließend über die Breitband-Internetverbindung des Kunden versendet werden, spart der Mobilfunk-Provider auch noch Geld. Statt auf den nächstgelegenen Funkturm angewiesen zu sein, den er sich obendrein mit vielen anderen Kunden teilen muss, hätte ein Kunde damit seine ganz private Funkanbindung. "Wir wollen erreichen, dass alle unsere Kunden zu jeder Zeit erreichbar sind", sagt John Carvalho, Leiter für neue Netzprodukte bei Telefonica O2 Europe, die im Februar Femtozell-Versuche angekündigt hat.

Analysten erwarten, dass Femtozellen längerfristig zu einem gesunden, schnell wachsenden Markt werden. In-Stat etwa prognostiziert, dass weltweit bis 2011 rund 40 Millionen davon im Einsatz sein werden. ABI Research sagt sogar 70 Millionen bis 2012 voraus. In etwa zu diesem Zeitpunkt dürften Femtozellen auch schon in andere Geräte wie Internet-Router eingebaut werden. Vodafone, T-Mobile und O2 haben für Anfang dieses Jahres Femtozellen-Tests angekündigt. Der wirkliche Marktstart - nicht mehr begrenzt auf einzelne Städte und Kunden - wird für Anfang nächsten Jahres erwartet.

Das wird allerdings nur dann passieren, wenn Kunden für sich selbst genügend Vorteile im Kauf einer Femtozelle sehen. Genau darin liegt laut Analysten die größte Schwäche im scheinbar so rosigen Szenario. "Was hat der Kunde davon? Das ist die große Frage", sagt etwa Keith Nissen von der Marktforschungsfirma In-Stat. Zwar könnten die Provider mit niedrigeren Gebühren im Bereich der Femtozelle Anreize schaffen. Aber wer schon eine Breitbandverbindung hat, kann durch Surfen über die Femtozelle nichts gewinnen. Und auch niedrigere Gesprächsgebühren wären nur mäßig interessant, denn über das Festnetz-Internet lässt sich fast immer billiger über Voice-over-IP-Dienste wie Skype telefonieren.

Als wichtigster Vorteil bleibt also nur eine bessere Mobilfunkversorgung zu Hause, sagt Nissen. Das Interesse der Kunden werde deshalb stark vom Preis für die Femtozellen abhängen. Wenn sie billig genug würden, könne das die Nachfrage ankurbeln - allerdings nur unter der nicht unerheblichen Voraussetzung, dass die Mobilfunker eine einfache und klare Marketingbotschaft dafür finden. Derzeit kostet die Femtozellen-Ausrüstung etwa 250 bis 300 Dollar pro Kunde. Sprint, eines der ersten Unternehmen, das einen Markttest wagt, bietet sie Kunden in Denver und Indianapolis für 50 Dollar an; zusätzlich gibt es günstigere Tarife - beides zusammen macht eine ansehnliche Subvention aus. O2-Manager Carvalho geht immerhin davon aus, dass der Einkaufspreis für Femtozellen auf zwischen 100 und 160 Dollar sinkt, wenn die Standards verabschiedet sind und die Massenproduktion begonnen hat.

Siehe dazu auch:

  • Mini-Basisstationen sollen Mobilfunknetze entlasten, Technology Review 4/08, S. 19,
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(wst)