Mobilfunkbetreiber Orange wird zum Schweizer "Quadruple Player"

55 an das Glasfasernetz des Zürcher Energieproduzenten ewz angeschlossene Haushalte erhalten im Rahmen eins Pilotprojekts von Ende Oktober 2007 bis Ende März 2008 Internet, Fernsehen, Festnetz- und Mobiltelefonie aus einer Hand.

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Von
  • Tom Sperlich

Der Telekommunikations-Anbieter Orange Communications SA und der Zürcher Energieproduzent und -lieferant ewz haben in der größten Schweizer Stadt Zürich ein Pilotprojekt für "Quadruple-Play" gestartet. 55 an das Glasfasernetz der ewz angeschlossene Haushalte erhalten von Ende Oktober 2007 bis Ende März 2008 Internet, Fernsehen, Festnetz- und Mobiltelefonie. Die Inhalte werden geliefert vom ehemals reinen Mobiltelefonieanbieter Orange, der vor rund einem Jahr seine Entwicklung vom Mobilfunkbetreiber hin zum Provider so genannter Konvergenzangebote bekannt gab. Mit diesen Services sollen die Informations-, Kommunikations- und Unterhaltungsbedürfnisse einfacher, günstiger und in jeder gewünschten Form abgedeckt werden, definiert es der Chef von Orange Schweiz, Andreas Wetter.

Unlimitierter Zugang zum Internet wird den Testhaushalten sowohl im Download als auch im Upload mit 20 Mbit/s angeboten. Technisch sind Bandbreiten bis zu 100 Mbit/s möglich. Digitales Fernsehen steht mit mehr als 50 TV-Sendern inklusive verschiedenen Angeboten in HDTV zur Verfügung. Das TV-Bouquet wird über eine Settop-Box mit Decoder empfangen, über die dank eines zentralen Netzwerkspeichers mehrere Sendungen gleichzeitig aufgenommen werden können. Bereit gestellt werden auch Filme auf Abruf (Video on Demand), davon einige in HD-Qualität.

Für Telefongespräche wird zum einen VoIP-Telefonie für Gespräche übers Festnetz angeboten, wobei Anrufe ans Orange Test-Mobiltelefon kostenlos sind. Für Anrufe ins Festnetz, Orange-Netz und andere Mobilfunknetze stehen dem Testhaushalt pro Monat 20 Franken (rund 12 Euro) Guthaben zur Verfügung, was 500 Minuten für Gespräche im Schweizer Festnetz entspricht. Die Haushalte in verschiedenen Zürcher Stadtteilen erhalten alle Services zunächst kostenlos. Später soll das für 2008 geplante Einstiegsangebot bei "deutlich unter 100 Franken pro Monat" (59,60 Euro) liegen, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Orange und der ewz.

Am 11. März 2007 hatten die Stimmberechtigten der Stadt Zürich einen Rahmenkredit von 200 Millionen Franken (rund 120 Millionen Euro) für den Bau und Betrieb eines ewz-Breitbandnetzes bewilligt. Die Netzplanung für das ewz.zürinet, das auf dem Glasfasernetz der ewz basiert, soll demnächst abgeschlossen sein. Ab Anfang 2008 soll der schrittweise Auf- und Ausbau des ewz.zürinet erfolgen.

Der Kredit war vom Telecomunternehmen Swisscom und vom Kabelnetzbetreiber Cablecom vor der Abstimmung heftig kritisiert worden. Es sei nicht Aufgabe der öffentlichen Hand, eigene Breitbandnetze zu bauen, hieß es. Die ewz hingegen betont erneut das Prinzip eines offenen, neutralen Netzkonzepts. Das heißt, dass alle interessierten Telekommunikationsunternehmen und Diensteanbieter das ewz.zürinet zur Verfügung gestellt bekommen.

Orange, die Mobilfunktochter von France Telecom, macht nun als erster Anbieter von der Möglichkeit Gebrauch und hofft der Swisscom und der Cablecom, den Mitbewerbern beim "Quadruple Play" nicht nur in diesem Bereich kräftig Kunden abzunehmen. Seit diesem Jahr ist Orange auch ADSL-Anbieter. Zur neuen Strategie von Orange gehören nun ebenfalls verschiedene "Konvergenzangebote" wie spezialisierte Services für KMUs, beispielsweise Software für eine virtuelle Telefonanlage oder ein ein Telefonieangebot für Unternehmenskunden, bei dem die Festnetznummer als Mobiltelefonnummer genutzt werden kann. Eine Reihe weiterer neuer Dienste will Orange in den kommenden Monaten auf den Markt bringen. (Tom Sperlich) / (anw)