Mobilfunkfrequenzen: Streit um die digitale Dividende
Die Festlegung eines einheitlichen Frequenzbereichs für Mobilfunkangebote und innovative Dienste der nächsten Generation gehört zu den Hauptstreitpunkten bei der in der kommenden Woche startenden World Radiocommunication Conference der ITU.
Die Festlegung eines einheitlichen Frequenzbereichs für Mobilfunkangebote und innovative Dienste der nächsten Generation gehört zu den Hauptstreitpunkten bei der in der kommenden Woche startenden World Radiocommunication Conference (WRC) der International Telecommunication Union (ITU). Bei der alle vier Jahre tagenden WRC könnten theoretisch einheitliche Frequenzbereiche für 2G- bis 4G-Dienste gewählt werden.
Allerdings herrscht alles andere als Einigkeit darüber, in welchem Bereich die Frequenzen angesiedelt werden sollen. Zudem gibt es auch Parteien, die die Neuvergabe bremsen. Die European Conference of Postal and Telecommunications Administrations (CEPT) hat die Industrie mit ihrer Ankündigung in Aufruhr versetzt, bei der WRC für eine Vertagung der Zuteilung von Frequenzen (im Bereich 470 bis 862 MHz) für den Mobilfunkbereich zu stimmen. Erst bei der nächsten Wellenkonferenz im Jahr 2011 soll das auf die Agenda. Die UHF-Frequenzen sind laut Auskunft von Experten wegen ihrer guten Ausbreitung besonders begehrt, zudem erfordern sie weniger Investitionen als Frequenzen im GHz-Bereich, die ebenfalls zur Debatte stehen.
Jede Verzögerung der Öffnung des UHF-Frequenzbereichs, in dem es durch den Umstieg von analoger auf digitale Broadcasting-Technik Platz gibt, bedeute eine Behinderung der europäischen Wirtschaft und des Starts neuer innovativer Angebote bei wachsender Nachfrage vonseiten der Konsumenten, schreiben die vier Verbände ETNO, UMTS Forum, NGMN Alliance und GSM Association/GSM Europe. Der CEPT-Vorschlag werde die Gelegenheit zur Harmonisierung der Frequenznutzung für innovative Anwendungen verschenken, warnen die Unternehmen. Übrigens widerspreche dies nicht nur Vorschlägen der europäischen Mobilfunkunternehmen, sondern auch der Industrie aus anderen Ländern, etwa aus Asien oder aus Nord- und Südamerika.
Auch die EU-Kommission hat bei der Vorstellung ihrer Breitbandstudie unterstrichen, wie bedeutsam die Bereitstellung der frei werdenden Frequenzen für neue Dienste sei, berichten Industrievertreter. Als einen Grund für die Zögerlichkeit der CEPT bei der Zuteilung von Frequenzen aus dem UHF-Band sehen sie die von den klassischen Rundfunkunternehmen geäußerten Ansprüche. Diese wehren sich dagegen, Verlierer bei der Umverteilung der digitalen Dividende zu werden. Denn sie sind es, die durch digitale Übertragungen frei werdende Frequenzen abgeben müssen. Eine Verschiebung der Entscheidung bis 2011 würde aber bedeuten, dass die Einführung innovativer Dienste auf jeden Fall abgebremst würde.
Inwieweit die Arbeitsweise bei der ITU den rascheren Innovationszyklen angepasst werden muss, darüber diskutiert seit gestern auch die der WRC 07 vorgeschaltete Radiocommunication Assembly (RA 07). Ein eigenes Komitee beschäftigt sich dabei mit den Arbeitsmethoden der Radiocommunication Assembly und deren Arbeitsgruppen. Der Vorsitzende der RA 07 sagte zum Auftakt der Konferenz, man habe im Vorfeld viele Diskussionen um eine Restrukturierung der Arbeit geführt. Die Zeit für eine Entscheidung sei gekommen. Die US-Delegation schlägt in einem ihrer Beiträge etwa vor, dass in den langen Intervallen zwischen den RA-Treffen das "Radiocommunication Advisory Board" eine Reihe von Entscheidungen zur Aktualisierung von Standard-Dokumenten treffen könnte.
Es gehe darum, sagte auch der RA 07-Vorsitzende, dass man bei der Arbeit Schritt halte mit den technischen Entwicklungen. In einer der ersten Entscheidungen der RA 07 einigte man sich etwa darauf, eine Datenbank digitaler Karten von der Oberfläche der Länder anzulegen, um bessere Vorhersagen über die Netzabdeckung machen zu können. Man sei inzwischen ja nicht mehr der Ansicht, dass die Welt eine Ebene sei. (Monika Ermert) / (jk)