Mobiltelefonmarkt: Motorolas tiefer Fall

Nicht allen Handyherstellern geht es so schlecht wie derzeit Motorola. Doch können sich auch die Marktführer angesichts der schwindenden Gewinne nicht an wachsenden Absatzzahlen freuen.

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Einen "ungewöhnlichen Abschwung" auf dem weltweiten Handymarkt stellen die Marktforscher von IDC im vierten Quartal 2008 fest. Das durch die Feiertage sonst stabile Jahresendgeschäft geriet durch weltweite Konsumzurückhaltung angesichts der Wirtschaftskrise unter Druck. Im Vergleich zum Vorjahr ging der Absatz im Schlussquartal um 12 Prozent auf 289 Millionen Stück zurück. Als Gewinner dürfen sich Samsung und LG Electronics fühlen, die gegen den Trend zulegen konnten. Trauriger Verlierer ist der einstige Trendsetter Motorola, doch auch Marktführer Nokia musste deutlich Federn lassen.
Nokia verkaufte zum Jahresende 2008 insgesamt 113 Millionen Handys, das waren 15 Prozent weniger als noch 2007. Auch beim Marktanteil mussten die Finnen leichte Einbußen hinnehmen. Der große Gewinner Samsung konnte seinen Absatz um 14 Prozent auf knapp 53 Millionen Handys steigern und ist mit einem Marktanteil von 18,3 Prozent weiter auf Platz zwei vor LG Electronics.
LG konnte 25,7 Millionen Handys verkaufen (plus 8 Prozent) und kommt nun auf einen Marktanteil von knapp 9 Prozent. Damit schieben sie sich an Sony Ericsson, dessen Absatz um 21 Prozent auf 24,2 Millionen Stück einbrach, vorbei auf Platz drei. Motorola verdankt seinen Abstieg von Platz drei im Vorjahr auf Platz fünf einem dramatischen Absatzrückgang um über 50 Prozent auf nur noch 19,2 Millionen Handys.
Marktanteile 4. Quartal (IDC)
Hersteller Stückzahlen Marktanteil
Q4 2008 Q4 2007 +/- Q4 2008 Q4 2007
Nokia 113,1 Mio. 133,5 Mio. -15,0 % 39,1 % 40,4 %
Samsung 52,8 Mio. 46,3 Mio. +14,1 % 18,3 % 14,0 %
LG Electronics 25,7 Mio. 23,7 Mio. +8,4 % 8,9 % 7,2 %
Sony Ericsson 24,2 Mio. 30,8 Mio. -21,4 % 8,4 % 9,3 %
Motorola 19,2 Mio. 40,9 Mio. -53,0 % 6,6 % 12,4 %
Andere 54,0 Mio. 55,6 Mio. -2,9 % 18,7 % 16,7 %
Gesamt 289,0 Mio. 330,8 Mio. -12,6 % 100 % 100 %
Auch in der Statistik für das Gesamtjahr konnte LG den dritten Platz erobern. Die Südkoreaner legten 2008 am deutlichsten zu und verkauften erstmals über 100 Millionen Handys (plus 25 Prozent). Samsung konnte ebenfalls deutlich mehr Handys als noch im Vorjahr an den Kunden bringen und belegt mit fast 197 Millionen ausgelieferten Geräten den zweiten Platz hinter Nokia. Die Finnen wuchsen langsamer, sind mit knapp 470 Millionen verkauften Geräten und einem Marktanteil von knapp 40 Prozent immer noch unangefochtener Marktführer.
Motorola, dessen Zukunft als Handyhersteller nach einem desaströsen Schlussquartal 2008 zunehmend in Frage steht, verkaufte 2008 immerhin noch über 100 Millionen Geräte und konnte sich mit einem deutlich geschrumpften Marktanteil von 8,5 Prozent knapp vor Sony Ericsson auf dem vierten Platz behaupten. Im Vorjahr hatte Motorola noch 159 Millionen Handys ausgeliefert. Das Unternehmen, das 2006 noch den zweiten Platz hinter Nokia eingenommen hatte, musste 2008 einen Absatzrückgang von 37 Prozent verkraften.
Marktanteile 2008 (IDC)
Hersteller Stückzahlen Marktanteil
2008 2007 +/- 2008 2007
Nokia 468,4 Mio. 437,1 Mio. +7,2 % 39,7 % 38,3 %
Samsung 196,7 Mio. 161,1 Mio. +22,0 % 16,7 % 14,1 %
LG Electronics 100,7 Mio. 80,5 Mio. +25,1 % 8,5 % 7,1 %
Motorola 100,1 Mio. 159,0 Mio. -37,0 % 8,5 % 13,9 %
Sony Ericsson 96,6 Mio. 103,4 Mio. -6,6 % 8,2 % 9,1 %
Andere 218,5 Mio. 199,8 Mio. +9,4 % 18,4 % 17,5 %
Gesamt 1180,9 Mio. 1140,9 Mio. +3,5 % 100 % 100 %
Insgesamt konnte die Branche 2008 bei den Stückzahlen nur noch leicht um 3,5 Prozent zulegen und verkaufte 1,18 Milliarden Handys. Die Hersteller blicken angesichts schwindender Margen trotz steigender Stückzahlen mit Sorge auf das neue Jahr. Für 2009 sind auch die Marktforscher pessimistisch. Sollten die schlechten Bedingungen anhalten, werde sich der Markt kaum vor Ende des Jahres erholen, meint IDC-Analyst Ramon Llamas. Ein positiver Trend des Jahres sei die steigende Nachfrage nach "Converged Mobile Devices", wie IDC den Smartphone-Sektor zu nennen pflegt.