Moorhuhn trifft (T)Raumschiff Surprise -- Neuanfang für Phenomedia
"Wir fangen nicht wieder an zu spinnen", verspricht Geschäftsführer Klaus Forch.
Regisseur Michael Bully Herbig hat es mal wieder geschafft: Nach einem Bombenstart ist sein neuer Film (T)Raumschiff Surprise auf einem gutem Weg, den Erfolg vom Schuh des Manitu zu wiederholen. Für die darbende Kinobranche wäre das ein Segen -- und nicht nur für sie: Von einem Erfolg der Komödie profitiert auch das Bochumer Softwarehaus Phenomedia. Die für das Moorhuhn bekannte Firma hat das Computerspiel zum Film entwickelt. Ein Lichtblick für den ehemaligen New-Economy-Star, der sich gerade aus der Insolvenz befreit hat.
Seit dem Kinostart können Computerspieler die Abenteuer der schwulen Weltraum-Reisenden auch auf dem PC-Monitor nachempfinden. Die Kulissen im Spiel sind originalgetreu dem Film entsprungen und auch die Stimmen kommen von den T(R)aumschiff-Schauspielern selbst: Herbig und seine Kollegen haben die Dialoge extra eingesprochen. Der Spieler steuert Captain Kork, Schrotty und Mr. Spuck durch die Szenen, muss Rätsel lösen, lustige Konversationen führen und Gegenstände finden. Die Aufgaben passen zum Film: So ist gleich zu Beginn eine Tanznummer für eine Miss-Wahl zu proben.
"Wir waren sehr stolz, das Spiel als insolventes Unternehmen entwickeln zu dürfen", sagt Phenomedia-Sprecher Tom Putzki. Das Konzept der Spieleschmiede hatte Herbigs Produktionsfirma Herb-X am besten gefallen. "Wir hoffen nun, mindestens 100.000 Exemplare zu verkaufen", sagt Putzki. Das wäre ein Erfolg versprechender Einstieg in den lukrativen Markt der Film-Umsetzungen.
Die Insolvenz zu überleben war für Phenomedia lange kaum denkbar: Schulden in zweistelliger Millionenhöhe, sechs wegen Bilanzbetrugs angeklagte Manager und zahlreiche ums Geld gebrachte Aktionäre drückten zwei Jahre lang erheblich aufs Kontor. "Das kann sich niemand vorstellen, der das nicht mitgemacht hat", resümiert Putzki die Insolvenzphase. Geschäftsführer Klaus Forch stellt rückblickend fest: "Wir hatten eigentlich keine Chance".
Dass sich Phenomedia, das nicht mehr an der Börse notiert ist, dennoch über Wasser hielt, schreibt das Unternehmen seinem Insolvenzverwalter Wulf-Gerd Joneleit zu. "Er hat uns die Luft zum Atmen gegeben", sagt Forch. Routiniert habe er der Geschäftsführung den Rücken von den vielen Gläubigern freigehalten. "Wir waren in der Zeit so produktiv wie nie", sagt Putzki. Allein in 2003 wurden 16 Spiele entwickelt, obwohl Phenomedia "insolvenzbedingt nur auf sichere Pferde setzen" konnte. So kamen vor allem immer neue Varianten des Moorhuhns und des Schafes Sven auf den Markt.
"Das Tal der Tränen liegt hinter uns", bringt Forch die optimistische Stimmung der verbliebenen 40 von ehemals rund 100 Mitarbeitern auf den Punkt. Den Neuanfang hat eine "übertragende Sanierung" ermöglicht: Eine deutsch-niederländische Investorengruppe kaufte das Spielegeschäft und übertrug es in die neue phenomedia publishing GmbH. Die Makel aus New-Economy-Zeiten blieben in der alten Phenomedia AG, um die sich weiterhin Joneleit kümmert.
"Wir wollen mit den neuen Gesellschaftern wachsen", sagt Forch. Dabei soll nicht nur das Spiel zum Bully-Film helfen. Bereits im August kommt Moorhuhn wanted im Westernlook, ein neues Sven folgt ebenfalls, und im Herbst soll ein lustiges Fußballspiel mit Tieren die PCs erobern. Weitere Titel folgen. Hoffnung mache auch, dass jüngst Moorhuhn-Lizenzen nach Russland verkauft wurden, so Putzki.
Trotz des Optimismus sind die Bochumer Moorhühner vorsichtig geworden. "Jeder hier ist geläutert aus der Insolvenz herausgegangen", sagt Forch. Man werde sich daher auf das konzentrieren, was man kann: Leicht verständliche Spiele mit witzigen Figuren unter 28 Euro. "Wir fangen nicht wieder an zu spinnen", verspricht Forch. (Mierke, dpa)/ (tol)