Motorola: Gewinn explodiert, Aktienkurs gefallen

Der Halbleiter- und Kommunikationskonzern Motorola konnte im ersten Quartal den Gewinn exorbitant steigern; trotzdem verfiel der Aktienkurs.

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Von
  • Andreas Stiller

Der Halbleiter- und Kommunikationskonzern Motorola konnte im ersten Quartal 2000 den Gewinn gegenüber dem Vorjahresquartal um 144 Prozent auf 449 Millionen US-Dollar steigern. Der Umsatz stieg um 19 Prozent auf 8,8 Milliarden US-Dollar. Darin enthalten sind allerdings 29 Millionen US-Dollar Gewinn und 400 Millionen US Dollar Umsatz, die sich durch das Zusammengehen mit General Instruments ergeben haben. Doch auch ohne deren Berücksichtigung liegt der Gewinnzuwachs von Motorola bei satten 111 Prozent. Vor allem der Halbleitermarkt hat sich offenbar deutlich entspannt. Hier stieg der Profit von 10 auf 123 Millionen Dollar. Anderes dagegen musste Motorolas Handy-Sparte vermelden: Die Gewinne der Mobilfunk-Abteilung sanken um 41 Prozent. Auf das Desaster mit der Pleite gegangenen Satelliten-Kommunikationsfirma Iridium ging der Vostand in seiner Eröffnungsrede allerdings mit keinem einzigen Wort ein. Lediglich bei den "Business Risks", tauchen Verbindlichkeiten mit der Abwicklung von Iridium auf, insbesondere also wohl die Kosten für die notwendige Zerstörung der Satelliten.

Mit Iridium und den Gewinnrückgängen bei Handys dürfte aber zusammenhängen, dass Motorola schon einen Tag nach der Vorstellung der ausgezeichneten Ergebnisse des ersten Geschäftsquartals eine Gewinnwarnung für das zweite Quartal und das gesamte Geschäftsjahr ausgab. Gegenüber Analysten der Wall Street erklärte das Unternehmen, man rechne mit 67 Cent Gewinn pro Aktie für das zweite Quartal – die Börsianer gingen bislang von 70 Cent aus. Für das gesamte Jahr erwartet Motorola zwar inzwischen 3,14 US-Dollar Gewinn pro Aktie, immerhin zwei Cent mehr als die eigenen, bisher geäußerten Schätzungen – dies ist aber immer noch vier Cent weniger als die Erwartungen der Börse.

Beobachter sehen Motorola schon bei den Handys gegenüber Konkurrenten wie Nokia und Ericsson ins Hintertreffen geraten. Die Firma habe mit Lieferschwierigkeiten bei Halbleiterkomponenten für die Mobiltelefone zu kämpfen. Motorola selbst erklärte die Gewinnrückgänge in der Mobilfunksparte damit, dass die Verkäufe vor allem auf billigere Handy-Modelle entfielen. Außerdem habe man für Komponenten, bei denen es Lieferengpässe gegeben habe, mehr bezahlen müssen. Analysten werfen dem Motorola-Management nun vor, es gehe im Unterschied zu Nokia von zu konservativen Wachstumszahlen im Handy-Markt aus, wodurch die Firma immer wieder nicht genug Bauteile für all die Mobiltelefone auf Lager habe, die sie eigentlich verkaufen könnte.

So nimmt es dann auch nicht mehr Wunder, dass trotz der exorbitanten Gewinnsteigerung im ersten Quartal der Aktienkurs von Motorola einbrach. Gestern schloß das Papier an der New Yorker Börse mit einem Verlust von 27 US-Dollar bei 123,50 US-Dollar – bei einem Handelsvolumen von knapp über 30 Millionen Motorola-Aktien, während im Durchschnitt sonst rund 5 Millionen Motorola-Papiere täglich den Besitzer wechseln. Der Anfangskurs am heutigen Mittwoch betrug in New York nur noch 122,25 US-Dollar, bis 16:30 Uhr deutscher Zeit fiel der Kurs nach einem kurzzeitigen Hoch von 124 US-Dollar auf unter 120 US-Dollar. (as)