Motorola kann Abwärtstrend nicht stoppen

Trotz solider Ergebnisse in den anderen Sparten zieht das defizitäre Handygeschäft den US-Konzern tiefer in die roten Zahlen.

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Die verlustreiche Handysparte zieht den angeschlagenen US-Telecom-Ausrüster Motorola immer tiefer in die roten Zahlen. Im ersten Quartal 2008 gingen Absatzzahlen und Umsatz bei Mobiltelefonen im Vergleich zum Vorjahresquartal um jeweils rund 40 Prozent zurück. Die Sparte bescherte dem Konzern einen um 80 Prozent vergrößerten operativen Verlust von 418 Millionen US-Dollar. Die weniger angegriffenen Sparten Home and Networks Mobility sowie Enterprise Mobility Solutions sind operativ im Plus, konnten aber eine Ausweitung des Nettoverlusts nicht verhindern.
Unter dem Strich weitete Motorola den Verlust im ersten Quartal des Jahres um 7 Prozent von 181 Millionen US-Dollar (0,08 US-Dollar pro Aktie) im Vorjahr auf 194 Millionen US-Dollar oder 0,09 US-Dollar pro Aktie aus. Im Vergleich zum Vorjahresquartal brach der Umsatz um 21 Prozent auf 7,45 Milliarden US-Dollar (4,7 Milliarden Euro) ein, teilte der drittgrößte Handyhersteller am heutigen Donnerstag in Schaumburg (US-Bundesstaat Illinois) mit. Auch der Blick in die Zukunft fällt bei Motorola nicht gerade optimistisch aus. Für das laufende zweite Quartal erwartet der Konzern einen Verlust zwischen 0,02 und 0,04 US-Dollar. Ausblick und Ergebnis blieben hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Die Motorola-Aktie gab nach.
27,4 Millionen Mobiltelefone konnte Motorola im ersten Quartal verkaufen. Damit setzt sich der Abwärtstrend der Handysparte fort. Seit dem RAZR hatte der Konzern keinen Verkaufsschlager mehr im Angebot. Die Produktpalette gilt im Vergleich zur Konkurrenz als unattraktiv. Sony Ericsson schickt sich an, Motorola beim weltweiten Marktanteil zu überholen und sich hinter die Marktführer Nokia und Samsung auf den dritten Platz zu schieben. Das Joint Venture verkaufte zum Jahresauftakt 22,3 Millionen Handys. Auch auf dem US-Markt, auf dem Motorola noch der führende Hersteller ist, droht die Konkurrenz aufzuholen.
Mit einem Befreiungsschlag will sich der seit Januar amtierende Motorola-Chef Greg Brown vom Handy-Geschäft trennen. Die Sparte soll in ein ebenfalls börsennotiertes Unternehmen abgespalten werden. Einige Großaktionäre um den Investor Carl Icahn hatten darauf gedrängt, da der Konzern durch das defizitäre Handy-Geschäft belastet werde. Durch Einsparungen und den Abbau tausender Jobs soll die Sparte nun auf Vordermann gebracht werden. In Deutschland schloss das Unternehmen Fertigung und Logistik in Flensburg.
Die beiden anderen Sparten des Unternehmens stehen besser da. Im Bereich Home and Network Mobility, der unter anderem TV-Settop-Boxen und Ausrüstung für Netzbetreiber produziert, sank das operative Ergebnis bei leicht gestiegenen Umsätzen um 8,4 Prozent auf 153 Millionen US-Dollar. Die Sparte Enterprise Mobility, in der Funkausrüstung und Barcode-Scanner hergestellt werden, legte beim Umsatz um 5 Prozent und beim operativen Ergebnis kräftig um gut 90 Prozent auf 250 Millionen US-Dollar zu.
Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Motorola in US-Dollar
Quartal Umsatz Nettogewinn/
-verlust
1/00 8.450 Mio. 514 Mio.
2/00 8.800 Mio. 449 Mio.
3/00 9.493 Mio. 598 Mio.
4/00 10.060 Mio. 335 Mio.
1/01 7.752 Mio. -533 Mio.
2/01 7.500 Mio. -759 Mio.
3/01 7.410 Mio. -1.400 Mio.
4/01 7.320 Mio. -1.240 Mio.
1/02 6.181 Mio. -184 Mio.
2/02 6.700 Mio. -2.300 Mio.
3/02 6.370 Mio. 111 Mio.
4/02 7.546 Mio. 174 Mio.
1/03 6.043 Mio. 169 Mio.
2/03 6.163 Mio. 119 Mio.
3/03 6.830 Mio. 116 Mio.
4/03 8.023 Mio. 489 Mio.
1/04 8.561 Mio. 609 Mio.
2/04 8.700 Mio. -203 Mio.
3/04 8.624 Mio. 479 Mio.
4/04 8.840 Mio. 654 Mio.
1/05 8.160 Mio. (*) 692 Mio.
2/05 8.825 Mio. 933 Mio.
3/05 9.420 Mio. 1.750 Mio.
4/05 10.430 Mio. 1.202 Mio.
1/06 10.013 Mio. 686 Mio.
2/06 10.880 Mio. 1.380 Mio.
3/06 10.603 Mio. 968 Mio.
4/06 11.792 Mio. 624 Mio.
1/07 9.433 Mio. -181 Mio.
2/07 8.732 Mio. -28 Mio.
3/07 8.811 Mio. 60 Mio.
4/07 9.650 Mio. 100 Mio.
1/08 7.448 Mio. -194 Mio.