Motorola streicht 600 Arbeitsplätze in Flensburger Handy-Werk

Der enorme Kostendruck zwinge das Unternehmen zu diesem Schritt, heißt es aus dem Unternehmen. Flensburg bleibe Herstellungsstätte für UMTS-Handys und das Versandzentrum für Europa.

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  • dpa

Im Flensburger Handy-Werk des US-Konzerns Motorola fällt mit der Verlegung eines Teils der Produktion nach China jeder dritte Arbeitsplatz weg. Nach dem Abbau von 600 Stellen Anfang 2004 werden nur noch 1200 Beschäftigte in der Fabrik arbeiten. Flensburg bleibe Herstellungsstätte für UMTS-Handys und das Versandzentrum für Europa sowie den Mittleren Osten und Afrika, kündigte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Motorola GmbH Deutschland (Wiesbaden), Norbert Quinkert, heute an. Der enorme Kostendruck zwinge das Unternehmen zu diesem Schritt.

Motorola gibt nach Quinkerts Angaben die Produktion von GSM-Handys an seine chinesische Fabrik ab, wo kostengünstiger gearbeitet werde. Die Ersparnis bei der Herstellung betrage pro Gerät 2 bis 3 Euro. Da die Flensburger Mitarbeiter hoch qualitativ produzierten, verbleibe dort die Herstellung der modernen UMTS-Handys. Diese werden bisher nach Österreich, Australien und Großbritannien exportiert. Wie der beschlossene Arbeitsplatzabbau umgesetzt wird, soll in den nächsten Monaten verhandelt werden. Quinkert sagte, die Lösungen würden auf jeden Fall "fair und sozialverträglich" sein.

Der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Bernd Rohwer (SPD) reagierte "bestürzt" auf die Ankündigung. Die Teilverlagerung sei für die Region "nur schwer zu verkraften". Positiv sei aber die Motorola-Zusage für eine Standortgarantie in Flensburg. Gestärkt werde das Werk auch durch Motorolas zentrale Designabteilung für alle Handy-Gehäuse.

Die IG Metall kritisierte die Motorola-Entscheidung. "Erst schöpft Motorola mehrere Millionen Euros an öffentlichen Subventionen ab und haut dann nach China ab", sagte der Bezirksleiter Küste, Frank Teichmüller. Die Belegschaft habe jahrelang zurückgesteckt und werde nun mit Füßen getreten.

Land, Bund, EU und Kommune hatten rund 33 Millionen Euro direkte sowie indirekte Fördermittel zu den Gesamtinvestitionen von 100 Millionen Euro beigesteuert, da Motorola zunächst 400 neue Arbeitsplätze geschaffen hatte. Langfristig sollte die Fabrik einmal rund 3000 Beschäftigte haben, mehr als 2400 Beschäftigte wurden aber nie gezählt. Im April 2001 drohte bereits einmal die Schließung. Der Konzern entschied damals jedoch, den anderen europäischen Produktionsstandort in Schottland mit 3000 Mitarbeitern dichtzumachen und die gesamte europäische Handy-Herstellung auf Flensburg zu konzentrieren. (dpa) / (anw)