München: Berater decken Schwächen der städtischen IT auf
Accenture hat im Münchner Stadtrat erste Ergebnisse einer Studie zur IT-Leistungsfähigkeit der Verwaltung vorgestellt. Es hapert demnach an vielen Ecken und Enden, ein Großteil der Rechner ist veraltet, Mitarbeiter sind unzufrieden.
München muss an seiner IT-Strategie und Computerausrüstung viel nachbessern. Das meinen Experten des Beratungshauses Accenture, die derzeit im Auftrag von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) die gesamte städtische IT-Infrastruktur prüfen und am Mittwoch im Rathaus ihre ersten Eindrücke präsentiert haben.
Nur 55,1 Prozent der städtischen Mitarbeiter seien zufrieden mit der Informationstechnik auf ihren Schreibtischen und den dahinterliegenden Infrastrukturen, zitiert die Süddeutsche Zeitung (SZ) aus einem Accenture-Papier, das jetzt auch im Stadtrat besprochen wurde. Dies liege aber nicht an dem auf Linux basierenden Betriebssystem LiMux, das auf einem Großteil der rund 19.000 Behördenrechner läuft und im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit steht. Vielmehr stünden vor allem die internen Abläufe in der Kritik, mit denen die rund 1400 städtischen IT-Experten die Computerarbeitsplätze betreuten.
Reform zwar richtig, aber zu ambitioniert
München verpasste sich 2012 eine Verwaltungsreform, wonach "drei Häuser" mit unterschiedlichen Schwerpunkten für die Rechnerlandschaften zuständig sein sollen. So gibt es neben dem zentralen Dienstleister für Informations- und Telekommunikationstechnik IT@M eine Stelle für das "dezentrale Informations-, Kommunikations-, und Anforderungsmanagement" (Dika) und eine für Strategie, Steuerung und Kontrolle (Strac). Die Reform sei zwar richtig und prinzipiell nötig gewesen, meinen die Berater. Das Programm sei aber zu ambitioniert angelegt, Umsetzungsschwierigkeiten seien "massiv unterschätzt" worden. Dazu kämen Organisationsmängel und fehlendes Vertrauen zwischen den verschiedenen Ressorts der Stadtverwaltung.
Ein Großteil des in die Jahre gekommenen Inventars habe keinerlei Wert mehr, heißt es weiter. Prinzipiell sei der Gerätebestand nicht ausreichend erfasst, der Aufwand, die Infrastruktur zu vereinheitlichen und zu modernisieren, deshalb unterschätzt worden. Dazu kämen veraltete Betriebssysteme etwa aus der Windows-Welt für Spezialanwendungen. Die Folge seien Computerausfälle sowie Frust bei Mitarbeitern und Bürgern bei Behördenkontakten. Viele Dienste könnten gar nicht angeboten werden, andere nicht sonderlich professionell.
Widerlegte LiMux-Legenden
Das fertige Gutachten solle auch "Optimierungsvorschläge" enthalten, zunächst intern ausgewertet und dann "voraussichtlich im 4. Quartal 2016" vorgestellt werden, erklärte ein Rathaussprecher gegenüber heise online. Florian Roth, Chef der Grünen im Stadtrat, sieht mit den bisherigen Erkenntnissen "alle Legenden" und so manche Spitze aus der Rathausführung gegen LiMux widerlegt. Die Crux seien weder "die grundsätzliche Reform des früheren IT-Flickerteppichs noch die Open-Source-Entscheidung", auch wenn beide Schritte noch besser umgesetzt werden müssten.
Das Hauptproblem liegt für Roth darin, dass das 3-Häuser-Modell "eher ein aufreibendes Gegeneinander von Eigeninteressen bedeutet, als dass alle in der IT an einem Strang ziehen". Zudem würden oft "150-prozentige Lösungen gefordert", während "quick and dirty" mit Hilfe von Externen vielleicht ab und an mehr brächte. (anw)