Multimedia-Katalog wird zur Tauschbörse

Die MP3-Tauschbörse Napster bekommt Konkurrenz: Die Multimedia-Suchmaschine Scour bietet ein Programm zum Auffinden und Tauschen von Mutlimedia-Dateien an.

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Von
  • Jürgen Kuri

Scour, nach eigenen Angaben der weltweit führende Suchkatalog für Audio-, Video- und Bilddateien im Internet, hat die Beta-Version einer speziellen Anwendung freigegeben, mit der Anwender Multimedia-Dateien wie MP3-Files im Internet einfach auffinden und auf den eigenen Rechner übertragen können. Außerdem lassen sich Dateien auf dem eigenen Rechner mit dem Scour Exchange oder Scour Media Agent genannten Programm über den Online-Dienst anderen Anwendern zur Verfügung stellen. In einer späteren Version soll die Software auch mit Chat-Funktionen ausgestattet werden; außerdem möchte Scour einen Streaming-Server integrieren, mit dem Benutzer eigene MP3-Dateien im Internet über eine Art privater Radio-Station ausstrahlen können.

Lokale ebenso wie über das Internet gefundene Dateien organisiert Scour Exchange nach Medientypen (Audio, Video, Bilder). Über Hotlists lassen sich die Angebote bestimmter User im Internet gezielt anspringen. Nahezu beliebig viele Dateien kann ein Anwender zum Up- oder Download vorsehen – das Programm kümmert sich selbst darum, sie nacheinander abzuarbeiten und in die lokale Media Library zu integrieren. Als Protokolle für den Transfer von Dateien und den Zugriff auf die Suchfunktionen der Web-Seite unterstützt Scour http und ein selbstentwickeltes Scour Transfer Protocol. Das Nachrichtenformat, das für die Kommunikation notwendig ist, hat Scour zumindest in Grundzügen veröffentlicht. Zusätzlich unterstützt Scour für den Datei-Transfer auch das Netzwerkprotokoll SMB, das beispielsweise von Windows-Systemen, OS/2 oder Samba unter Unix benutzt wird.

Wem Scour Exchange bekannt vorkommt, dürfte nicht ganz falsch liegen: Der Vergleich mit der MP3-Tauschbörse Napster liegt nahe. Auch der inzwischen von Nullsoft beziehungsweise von AOL zurückgezogene Napster-Clone Gnutella wendet sich an eine ähnliche Benutzer-Klientel – im Unterschied zu Napster arbeitete Gnutella allerdings nicht mit zenralen Servern. Die Scour-Software leitet ähnlich wie Napster alle Anfragen und Angebote über den zentralen Rechner des Dienstes. Eventuelle Downloads erfolgen dann aber direkt von den Rechnern der Anwender, die die Dateien zur Verfügung stellen.

Rechtlichen Fragen versucht Scour schon im Vorfeld aus dem Weg zu gehen. Um nicht mit Klagen der Musik- und Multimedia-Industrie wie bei Napster oder im Fall des Beam-It-Service von mp3.com überzogen zu werden, hat Scour seine eigenen Lizenzbestimmungen entsprechend ergänzt: "Als Voraussetzung für Ihre Lizenz, die Software Scour Exchange zu benutzen und auf den Scour-Dienst zuzugreifen, dürfen sie die Rechte am intellektuellen Eigentum anderer in keiner Weise verletzen." Gegenmaßnahmen droht der Dienst ebenfalls an: "Wir können, nach unserem eigenen Ermessen, die Accounts von Anwendern aussetzen, die die Rechte an intellektuellem Eigentum Anderer verletzten. Darüber hinaus wird der Account von Anwendern, die von Scour als 'Wiederholungstäter' eingestuft werden, auf Dauer gesperrt." Ob sich etwa die Muskindustrie durch diese Bestimmungen beruhigen lässt, bleibt abzuwarten. Napster haben vergleichbare Bestimmungen in den Nutzungsbedingungen nicht davor bewahrt, von der RIAA, dem Verband der amerikanischen Musikverleger, verklagt zu werden. (jk)