Museen setzen auf Facebook und Twitter

Von wegen altbacken und verstaubt: Immer häufiger nutzen Museen soziale Netzwerke im Internet oder präsentieren Teile ihrer Sammlungen online. Finanzielle Mittel gibt es dafür aber nur selten.

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  • dpa

Mehr als 1300 Mal hat das Ofen- und Keramikmuseum Velten (Oberhavel) bereits "gezwitschert ". Regelmäßig werden Bilder, Veranstaltungshinweise und Links auf Twitter veröffentlicht, auch die Facebook-Seite wird ständig neu bestückt. "Viele Museen im Land wollen einfach up to date sein", sagt Arne Lindemann, Sprecher des Landesmuseumsverbandes, in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Immer häufiger nutzen die Häuser demnach Weiterbildungsangebote zu Netz-Themen und virtuelle Plattformen wie Museum-Digital. Dort zeigen sie Bilder einzelner Objekte und liefern Informationen zu ihren Sammlungen.

Auch im Potsdamer Filmmuseum vertraut man längst nicht mehr auf die herkömmliche Broschüre. "Wir sind bei Facebook, Twitter und in Smartphone-Anwendungen der Stadt vertreten", berichtet Sprecherin Christine Handke. "Dadurch ergeben sich enorme Rückkopplungseffekte und schnelleres Feedback von den Besuchern."

Auch die Sammlung des ältesten deutschen Filmmuseums wird immer weiter digitalisiert. Dafür wurde eigens ein riesiger Scanner angeschafft. "Wir sind seit fünf Jahren dabei, Hunderttausende Fotografien, Filme und Kostüme zu sichern." Durch die Bindung an die Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf entstünden zudem ständig neue Impulse in Sachen Kommunikation, Programm und Archivarbeit des Museums - auch für die neue Dauerausstellung. "Ab 2014 werden Ausblicke auf das digitale Kino zu sehen sein", sagt Handke.

Indes stagniert der Etat des Filmmuseums seit 1993 bei 2,4 Millionen Euro jährlich. "Im landesweiten Vergleich sind wir damit zwar gut aufgestellt, aber auch uns machen die steigenden Betriebskosten zu schaffen", berichtet Christine Handke. Nun soll am Personal gespart werden. "Wir müssen von insgesamt 27 Mitarbeitern auf 21 runter."

Auch der Museumsverband kritisiert, dass sich die Budgets seit Mitte der 1990er Jahre kaum verändert hätten – und das bei steigenden Anforderungen an die Häuser, die regionale Geschichte und Kultur an Einheimische und Touristen vermitteln sollen. "Es gibt leider nur wenige Fördermittel für museale Experimente", bedauert Wolfgang de Bruyn, Direktor des Kleist-Museums in Frankfurt/Oder. Sein Haus muss mit einem Jahresetat von rund 500 000 Euro wirtschaften. Damit ist das Kleist-Museum aber nicht voll finanziert. "Wir versuchen zusätzlich immer wieder, neue Quellen zu erschließen",sagt de Bruyn. So seien etwa im vergangenen Jahr EU-Projektmittel geflossen. "Die Lage ist trotzdem dauerhaft angespannt, wir sind den Betriebskosten ausgeliefert." Immerhin kann sich das Kleist-Museum auf einen Erweiterungsbau freuen, der voraussichtlich im Juli übergeben werden soll.

"Parallel arbeiten wir an der neuen Dauerausstellung, die im Oktober eröffnet wird", berichtet de Bruyn. Mit der Schau stelle sich das Haus ganz auf die Bedürfnisse der Besucher ein. "Durch das mediale Überangebot sind die Menschen überreizt, ihre Sehgewohnheiten sind gröber geworden." Deshalb sollen die Informationen zu den Objekten recht einfach gehalten werden, Tablet-Computer liefern Interessierten zusätzlich Hintergrundwissen. Für de Bruyn sind technische Mittel vor allem nützliche Hilfsmittel. "Die Aura einer Handschrift von Kleist, das Gefühl für das alte Papier und die Tinte können die modernen Medien aber nicht ersetzen."

(js)