MusicMakers Hack Lab: Handschuhe als Musikinstrument

Mit der Ausdrucksstärke des menschlichen Körpers können Computer in der Regel nichts anfangen. Neue Interfaces sollen diese Einschränkung überwinden: Die Künstlerin Imogen Heap präsentierte in Berlin ihre Musical Gloves.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 19 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Manuela Krause
  • Philip Steffan

Seit Montag findet das MusicMakers Hacklab im Kunstquartier Bethanien in Berlin im Rahmen der Transmediale 2013 statt. Bei den Workshops und Präsentationen, die Peter Kirn von Create Digital Music kuratiert, können Interessierte in kollaborativer Umgebung neue Technologien kennenlernen. Unter fachkundiger Anleitung von Expertinnen und Experten wie Tim Exile, Tarik Barri, Lea Fabrikant und Imogen Heap sollen sie eigene musikalische Erfindungen umsetzen. Am 1. Februar werden sämtliche Projekte in der Kantine am Berghain live präsentiert.

Der Dienstag stand unter dem Motto Inside Technology and Process und startete in einem restlos überfüllten Raum mit einer Präsentation der Künstlerin Imogen Heap. Vor einigen Jahre hatte die Britin es satt, auf der Bühne immer wieder zurück zum Computer laufen zu müssen, um während der Performance Lieder zu beenden oder neue Stücke zu starten. Inspiriert vom London SoundPainting Orchestra und der Methode der Echtzeitkomposition mit Hilfe von Gesten, hatte sie die Idee, ihre eigene Musik mit den Händen zu steuern.

Imogen Heap spielt ĂĽber Sensoren-Handschuhe ein Computerprogramm wie ein Instrument.

Ein sechsköpfiges Team, darunter eine ehemalige NASA-Wissenschaftlerin, die Amerikanerin Dr. Kelly Snook, und Hannah Perner-Wilson, eine Expertin für elektronische Textilien, halfen ihr bei der Umsetzung des GloveProject: Die Musical Gloves sind Controller und Instrument gleichermaßen und verbinden Musikerinnen und Musiker mit ihrem elektronischen Equipment. "Ein Computer lässt sich nicht ausdrucksstark spielen. Mit den Handschuhen umgehe ich diese Einschränkungen. Es fühlt sich an, als wäre ich die Bewegung." sagt die Künstlerin und erzeugt durch jede ihrer fließenden und tänzerischen Bewegungen Sounds oder Effekte.

Die Handschuhe sind mit je 8 Sensoren ausgestattet und jede Geste wird durch ein neurales Netzwerk erkannt. Mit der Entwicklungsumgebung Max/MSP hat ihr Team in 7-monatiger Arbeit ein Interface entwickelt, mit der die Künstlerin die Musikprogramme Ableton Live und Reaktor ansteuern kann. Besonders beeindruckend war Heaps Demonstration, wie sie mit Hilfe der Handschuhe und simplen Bewegungen auf unsichtbaren Drums spielt, als stünde ein vollständiges Schlagzeug im Raum. Peter Gabriel hat übrigens schon großes Interesse an den "Gloves" geäußert, war aber nicht vor Ort.

In der grafischen Programmierumgebung Max/MSP werden aus den Sensordaten Steuersignale fĂĽr Musiksoftware berechnet.

Imogen Heaps Tutorial vermittelte auf sehr anschauliche und sinnliche Weise einen Eindruck der Handschuhe und wie sie mit verschiedenen Programmen verwendet werden können. Gleichzeitig war es eine Einführung für den im Anschluss folgenden Workshop zum Thema "wearable tech", tragbare Technik. "Die nächste Herausforderung wäre, Visuals mit den Handschuhen zu steuern", sagt die Musikerin noch zum Abschluss. Gut möglich, dass das Hacklab bereits jemanden zur Umsetzung dieser Aufgabe angeregt hat. (phs)