Musikindustrie: Reichtum der groĂźen Netzplattformen umverteilen

Der EU-Abgeordnete Dietmar Köster hat auf einer Konferenz der Musikindustrie zur "Verantwortungskultur im Internet" dafür plädiert, Teile der Gewinne von Google, Facebook & Co. etwa über Verwertungsgesellschaften auszuschütten.

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(Bild: dpa, Britta Pedersen/Archiv)

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Dietmar Köster, SPD-Abgeordneter im EU-Parlament, hat am Mittwoch auf der jährlichen Kulturkonferenz des Bundesverbands der Musikindustrie (BVMI) die Frage aufgeworfen, ob und wie sich der "Reichtum" der großen Internet-Plattformen "umverteilen" lasse. Verwertungsgesellschaften könnten dabei eine wichtigere Rolle spielen, schlug Köster vor. Es müsse angesichts der oft wenig rosigen Situation der Kreativen darum gehen, "hier etwas auf den Weg zu bringen".

Der Markt allein sorge nicht dafür, dass Kulturschaffende fair bezahlt würden, führte Köster aus. Der Sozialdemokrat kritisierte in diesem Zusammenhang die EU-Kommission, da ihr Leitbild in der laufenden Urheberrechtsreform vor allem "technokratisch" geprägt und allein auf den digitalen Binnenmarkt ausgerichtet sei. Digitalkommissar Günther Oettinger habe zwar "zumindest ansatzweise" die Interessen der Künstler im Blick. Auch Oettinger gehe aber den Weg des geringsten Widerstands und habe daher bisher nur ein Gesetz zur Portabilität von Inhalten initiiert.

Die Eigner der kommerziellen Online-Plattformen "verdienen sich dumm und dusselig", meinte BVMI-Chef Dieter Gorny. Die dortige Wertschöpfung gerechter zu verteilen und "mehr Beteiligungsmöglichkeiten" zu schaffen, begrüßte der Beauftragte des Bundeswirtschaftsministeriums für kreative und digitale Ökonomie. Der "Ordnungsrahmen" sei hier der "Schlüsselpunkt aller Debatten", auch der Aspekt der Innovation müsse "interdisziplinär" betrachtet werden im Interesse der von dem Verband geforderten "Verantwortungskultur im Internet".

Lösungen dürften nicht nur technikseitig entwickelt werden, erläuterte Gorny. Er beklagte daher, dass die geplante Novelle des Telemediengesetzes (TMG) mittlerweile auch "technologisch verwässert" werde. Die große Koalition ist sich prinzipiell einig, entgegen der Initiative der Bundesregierung die Haftung für "gefahrgeneigte Dienste" nicht pauschal verschärfen zu wollen. Die Frage für Gorny ist, ob die technische Infrastruktur als Allgemeingut betrachtet werde wie Wasser oder Strom oder ob der Markt sie aufbauen und betreiben solle.

Es müsse geklärt werden, wie die Inhalte, die über Google oder Facebook verteilt werden, kontrolliert werden, forderte auch Rolf Budde, Präsident des Deutschen Musikverleger-Verbands: "Alle, die mit Inhalten Geld verdienen, sind dafür verantwortlich und müssen dafür geradestehen." Dem EU-Parlament empfahl Budde, "den Handschuh aufzunehmen", da es letztlich die Entscheidung treffe, nicht die Kommission.

Für "Klarheit und Hoheit für die Nutzung von Musik auf Internetplattformen" plädierte Konrad von Löhneysen, Geschäftsführer des Independent-Labels Embassy of Sound and Media. Beim Hoffnungsträger Streaming müssten Musiktitel unabhängig von der dahinterstehenden Plattenfirma "gleich" bezahlt werden.

Mit dem Wachstumsbereich Streaming setzt die Branche auch darauf, verstärkt vom "Big-Data-Boom" zu profitieren. Er kriege zwar nicht "die ganzen" Nutzungsdaten etwa von Spotify oder Shazam, erklärte Jens Thele von Kontor Records. Die überlassenen Informationen reichten aber aus, um "mit gezielter Werbeschaltung" und einer persönlicheren Kundenansprache in diesen Diensten zu experimentieren.

Sein Unternehmen selbst könne anonymisiert sehen, welche Musik etwa über eine Schnittstelle in einem BMW laufe, Spotify-Deutschlandchef berichtete Stefan Zilch: "Wir können die 'Charts für die Autofahrer' erstellen." Für Empfehlungen an sich sei ein "knallharter Algorithmus" zuständig, Playlists würden aber mit einer wachsenden "Redaktion" händisch analysiert und optimiert. Zilch plädierte dafür, dabei auch "ein bisschen" das Augenmerk auf das Thema "Datennutz" und nicht nur auf Datenschutz zu legen: "Es sollte mir möglich sein, meine eigenen Vorlieben etwa für Konzerte zu teilen. Es ist mir scheißegal, ob die App weiß, welche Bands ich höre." (anw)