Mutmaßlicher Unabomber als schizophren diagnostiziert

Theodore Kaszynski, 55, der 1996 als der in den USA meistgesuchte Terrorist Unabomber festgenommen wurde und dessen Prozeß Ende letzten Jahres begonnen hatte, wird beschuldigt, zwei Wissenschaftler durch Briefbomben verletzt und zwei Menschen getötet zu h

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Von
  • Florian Rötzer

Theodore Kaszynski, 55, der 1996 als der in den USA meistgesuchte Terrorist Unabomber festgenommen wurde und dessen Prozeß Ende letzten Jahres begonnen hatte, wird beschuldigt, zwei Wissenschaftler durch Briefbomben verletzt und zwei Menschen getötet zu haben. Der Unabomber, der während 18 Jahren insgesamt 3 Menschen getötet und 29 verletzt haben soll, wurde vor allem wegen seiner radikalen Kritik an der Industriegesellschaft und ihrer Technik berühmt und berüchtigt.

Der ehemalige Mathematikprofessor Kaszynski mit einem IQ von über 170 ist aus der Universitätslaufbahn ausgestiegen und hat zurückgezogen in einer Hütte in Montana gewohnt. Hier fand man die Abschrift seines berühmt gewordenen Manifests sowie weiteres Belastungsmaterial. Laut neueren Berichten hatte er angeblich zwei weitere geheime Hütten, um der von ihm gehaßten Zivilisation zu entkommen. Nach Veröffentlichung seines Manifestes wurde das FBI von seinem eigenen Bruder auf dessen Spur gelenkt.

Seine Verteidigung versuchte, ihn als geisteskrank zu erklären, um ihn vor der Todesstrafe zu retten, wogegen er sich zur Wehr setzte. Am 7. Januar hat Kaszynski vermutlich einen Selbstmordversuch ausgeführt. Am nächsten Tag unterbrach er die Gerichtsverhandlung, weil er nicht als unzurechnungsfähig eingestuft werden und sich vor Gericht selbst vertreten wollte. Dazu wurde er von einer Psychiaterin untersucht, deren Untersuchung am Dienstag, den 20.01.98, bekannt gegeben wurde. Sie kam zum Ergebnis, daß er geistig "kompetent" sei, um am Prozeß teilnehmen zu können. Angeblich habe sie ihn, wie CNN mitteilt, als "paranoiden Schizophrenen" diagnostiziert.

Ungeklärt ist weiterhin, ob Kaszynski sich selbst verteidigen oder die Verteidigung wechseln kann. Vermutlich übernimmt jetzt Tony Serra, nach ABC ein "langhaariger Radikaler" aus San Francisco, die Verteidigung. Er will Kaszynski die Möglichkeit geben, seine Ansichten über die moderne Gesellschaft und die Entfremdung durch deren Technik zu äußern. Es wird also beim Prozeß auch um Zivilisationskritik gehen.

Mehr über Theodore Kaszynski, den Unabomber und seine Kritik an der Zivilisation finden Sie in Telepolis: Bomben aus der Wildnis. (fr)