NASA-Riesenrakete SLS "unhaltbar": Ein Start kostet 4,1 Milliarden US-Dollar

Der NASA-Generalinspekteur hat das SLS-Projekt und Boeing vor US-Abgeordneten mit deutlichen Worten kritisiert. Ändern dürfte sich aber trotzdem nichts.

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So soll ein Start der kleinen Variante der SLS aussehen.

(Bild: NASA/MSFC)

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Die für einen einzigen Start der NASA-Riesenrakete SLS nötige Technik kostet 4,1 Milliarden US-Dollar. Diese gigantische Summe bestätigte der Generalinspekteur der US-Weltraumagentur bei einer Anhörung im US-Parlament am Dienstag und nannte sie "nicht aufrechtzuerhalten". Erstmals hat er die Summe auch aufgeschlüsselt. Enthalten sind demnach 2,2 Milliarden US-Dollar für den Bau der Rakete, 570 Millionen für Bodensysteme, eine Milliarde für das Orion-Raumschiff und 300 Millionen für dessen Servicemodul, das in Europa gebaut wird, zitiert ArsTechnica. Nicht enthalten sind derweil die gigantischen Summen, die für die Entwicklung bereits ausgegeben wurden. Würde man sie dazu rechnen, würde ein Start noch einmal drastisch teurer.

Der gigantische Preis für einen Start des Space Launch Systems liegt drastisch über dem, der ursprünglich anvisiert worden war. Zur Vorstellung vor zehn Jahren war von einem Preis von 500 Millionen US-Dollar pro Start die Rede. Seit Jahren steigen die Kosten für das Programm aber immer weiter und noch hat die Riesenrakete nicht einmal abgehoben. Der NASA-Generalinspekteur Paul Martin sprach vor den Abgeordneten nun von einer sehr dürftigen Leistung bei Boeing, wo die Raketenstufen entwickelt und gefertigt werden – "schlechte Planung und schlechte Ausführung" liefere der kriselnde Konzern, zitiert CNBC. Dem hat der Konzern bereits widersprochen und darauf verwiesen, dass die Entwicklung der Saturn V und des Space Shuttles viel teurer gewesen sei.

Schuld an immensen Kostensteigerungen hat laut dem Generalinspekteur aber auch die vom Parlament vorgegebene Struktur der Verträge mit den Auftragsunternehmen. Die stellen sicher, dass etwa Boeing alle anfallenden Kosten plus Gebühren erstattet bekommt, was nicht dafür sorgt, dass sich unbedingt an ein vorher vereinbartes Budget oder den Zeitplan gehalten wird. Weil das Geld in ihre Wahlkreise geht, hätten die Abgeordneten aber auch gar kein Interesse daran, das zu ändern, erklärt ArsTechnica noch. Weitere Kostensteigerungen sind in dieser Ausgangslage also nicht unwahrscheinlich.

Die seit Jahren entwickelte Riesenrakete SLS ist ein zentraler Baustein der geplanten Rückkehr der USA zum Mond. Eigentlich sollte sie als stärkste Rakete der Geschichte schon vor Jahren abheben, in diesem Jahr soll es jetzt so weit sein. Inzwischen arbeitet aber auch das Raumfahrtunternehmen SpaceX an einer eigenen Riesenrakete, die nach nur drei Jahren Entwicklungszeit ebenfalls 2022 abheben soll. Sie soll sogar größer und stärker sein als die SLS. Welche Auswirkungen die immense Geschwindigkeit von SpaceX bei der Entwicklung ihrer Rakete auf das Programm der NASA hat, ist noch nicht abzusehen. Das Unternehmen entwickelt für die NASA auch die Mondlandefähre, die Mitte des Jahrzehnts Menschen auf den Mond bringen soll.

(mho)