NASA verurteilt russische Anti-Ukraine-Propaganda auf ISS

Die NASA rügt das öffentliche Zeigen von Separatistenflaggen durch russische Kosmonauten auf der ISS. Die ISS dürfe nicht für politische Zwecke genutzt werden.

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Die russischen Kosmonauten Sergey Korsakov, Oleg Artemyev und Denis Matve (v. l. n. r.) posieren auf der ISS mit der Separatistenflagge der Volksrepublik Luhansk.

(Bild: Roskosmos / Telegram)

Lesezeit: 3 Min.

Die US-Weltraumbehörde NASA hat eine Aktion dreier russischen Kosmonauten, die am 4. Juli auf der Internationalen Raumstation ISS mit Flaggen der gewaltsam in der Ukraine eingerichteten Volksrepubliken Luhansk und Doneszk posierten, als anti-ukrainische Propaganda verurteilt. Wie das US-Tech-Magazin The Verge unter Berufung auf ein E-Mail-Statement der NASA am Donnerstag berichtet, rügte die NASA Russland, die ISS für politische Zwecke genutzt zu haben.

"Die NASA tadelt Russland entschieden dafür, die Internationale Raumstation für politische Zwecke zu nutzen, um seinen Krieg gegen die Ukraine zu unterstützen. Dies ist grundsätzlich unvereinbar mit der primären Funktion der Station unter den 15 internationalen Teilnehmerländern, die Wissenschaft voranzutreiben und Technologie für friedliche Zwecke zu entwickeln", schreibt NASA-Sprecherin Jackie McGuiness in einem E-Mail-Statement an The Verge.

Die Veröffentlichung der umstrittenen Fotos durch die staatliche Weltraumagentur der Russischen Föderation, Roskosmos, erfolgte auf Telegram einen Tag, nach dem russische Truppen im Angriffskrieg gegen die Ukraine die letzte größere Stadt Lyssyschansk in dem Verwaltungsgebiet Luhansk eingenommen hatten. Unter dem Foto, auf dem die drei russischen Kosmonauten Oleg Artemyev, Denis Matveev und Sergey Korsakov auf der ISS die Flagge der von Russland unterstützten Separatistenregion Luhansk zeigen, feiern sie den "Tag der Befreiung der Volksrepublik Luhansk". Dabei heißt es: "Wir feiern sowohl auf der Erde als auch im Weltraum."

Unklar ist, inwieweit die Kosmonauten diese Aktion persönlich unterstützen oder staatlich von Russland dazu veranlasst worden sind. Bei ihrer Ankunft auf der ISS trugen die drei Kosmonauten noch gelb-blaue Overalls, die zunächst als Nationalfarben der Ukraine und somit als deren Unterstützung angesehen worden waren. Roskosmos dementierte jedoch schnell, dass es sich dabei um ein politisches Statement gehandelt habe. Es soll sich um die Farben der Universität gehandelt haben, die die drei Raumfahrer besucht hatten.

Offensichtlich war die Anti-Ukraine-Aktion aber schon länger geplant, denn die Flaggen mussten bereits vorher an Bord der ISS gelangt sein. Vermutlich geschah dies am 3. Juni als ein russischer Raumfrachter an die ISS andockte.

Seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine ist das Verhältnis zwischen der NASA und Roskosmos angespannt. Roskosmos hatte auf die US-Sanktionen wegen des Ukraine-Krieges gegen Russland damit gedroht, die ISS könne ohne die russischen Korrekturtriebwerke auch abstürzen und die USA und Europa treffen, die die Ukraine unterstützen. Offenbar wollen beide Raumfahrtagenturen aber die Zusammenarbeit auf der ISS fortführen – auf einer professionellen Ebene.

Außerdem dürfte eine Rolle spielen, dass beide beim Betrieb der Raumfahrtstation aufeinander angewiesen sind. Das betrifft auch den Transport der Astronauten und Kosmonauten von und zur ISS. Sowohl die USA also auch Russland wollen beim geplanten Besatzungstausch in ihren jeweiligen Raumkapseln Raumfahrer der anderen Nation mitnehmen.

(olb)