NFL-Spektakel in MĂĽnchen: Die Technik hinter dem Sport-Event

Am 10. November traten in der MĂĽnchner Allianz-Arena die Carolina Panthers gegen die New York Giants an. Dahinter stand eine ausgefeilte Netzwerk-Infrastruktur.

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Ein Rollwagen mit Netzwerktechnik in der Allianz Arena

Vernetzte Rollwagen mit Switches, Tablets und IP-Telefonen.

(Bild: Benjamin Pfister)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Benjamin Pfister
Inhaltsverzeichnis

Wenn die US-amerikanische NFL in der MĂĽnchner Allianz Arena zum Football-Match bittet, so wie kĂĽrzlich beim Spiel der Carolina Panthers gegen die New York Giants, dann stehen natĂĽrlich Sport und eine perfekte Show im Vordergrund. Aber dahinter findet sich allerhand ausgefeilte Technik. Die iX-Redaktion hatte Gelegenheit, einen Blick auf die Herausforderungen zu werfen, vor denen so eine IT-Infrastruktur im Stadion steht.

Neben den Spielern und dem ergänzenden Personal machten sich laut den NFL-Verantwortlichen insgesamt drei Flugzeug-Container an Hardware auf die Reise nach München. Hintergrund ist, dass man durch die On-Premises-Infrastruktur neben der WAN-Anbindung nach New York auch bei Ausfall aller Anbindungen autark arbeitsfähig sein möchte. Für die WAN-Anbindung standen aber laut NFL-Managern neben der Lichtwellenleiter-Verbindung noch Satellitenbackups bereit. Der Aufbau der Zusatz-Infrastruktur dauerte allein in München eine Woche.

Mobile Rechenzentrumstechnik in 19-Zoll Schränken mit Rollen.

(Bild: Benjamin Pfister)

Ziel der IT-Verantwortlichen ist es, den Spielbetrieb und umrahmende Aspekte, wie beispielsweise die Zutrittskontrolle und das Stadion-TV lauffähig zu halten, um die über 70.000 Zuschauer zu versorgen, auch wenn alle WAN-Anbindungen ausfallen. Dazu brachten sie ein kleines mobiles Rechenzentrum in Rollcontainern mit. Über diese werden zentrale Dienste, wie DHCP, DNS, NTP und ein Cisco Call Manager für die On-Premise IP-Telefonie bereitgestellt. Grundsätzlich betreibt man jedoch in Stadien, wie der vor kurzem erst neu ausgestatteten Allianz Arena eine geteilte Infrastruktur, bei der man auch auf die Bestandsinfrastruktur vor Ort aufbaut, jedoch die eigenen Server inklusive den darauf betriebenen Dienste und Applikationen, sowie Endgeräte mitbringt.

Das aufgespannte Campus-Netz baute auf 50 der bekannten Multi-Gigabit-fähigen Switches der Catalyst 9300 Switches auf. Diese transportieren unter anderem die UHD-TV-Bilder, um sie später auch in die USA auszusenden. Auch die Kameras mussten netzwerktechnisch neu betrachtet werden, da die Kamerapositionen für die NFL komplett anders benötigt werden als beim Fußball, der klassischerweise in der Allianz Arena betrieben wird. Daher ließ sich diese Infrastruktur nicht mitverwenden.

MultiGigabit-fähige Cisco Catalyst 9300 Switches, Akkus und USVen am Spielfeldrand.

(Bild: Benjamin Pfister)

In der Allianz Arena und deren Umgebung selbst standen ca. 1.500 WiFi 6 Access Points bereit. Ein Upgrade auf WiFi 7 wurde im Design bereits berĂĽcksichtigt. Wer nun von klassischen Access-Points mit Rundstrahlantennen ausgeht, liegt falsch. Im Innen- und AuĂźenbereich des Stadions erkannten wir gerichtete Patch-Antennen, um den seitlichen Ausstrahlungsbereich einzugrenzen und in Folge nicht zu viele parallele Anwender auf einem Access-Point zu versorgen.

Die Verantwortlichen sprachen von 14.000 parallel aktiven WLAN-Endgeräten. Allein das Gäste-WLAN erzeugt gemäß Aussagen im Interview teilweise Lasten von bis zu 20 Gbit/s im Stadium. In den USA seien parallel jedoch noch mehr Anwender im WLAN aktiv. Um für betriebskritische Dienste nicht auf eine geteilt genutzte WLAN-Infrastruktur zurückzugreifen, betreibt die NFL sogar noch ein privates LTE-Netz für eigene Zwecke. Für die Tablets der Coaches wird zudem noch ein dediziertes WLAN betrieben.

An den Seitenlinien befanden sich blaue Rollwagen mit Tablets für die Schiedsrichter, um unklare Spielsituationen per VR/AR analysieren zu können. Über diese soll auch eine Echtzeit-Beratung mit NFL-Personal in den USA möglich sein, wofür in den Rollwagen auch IP-Telefone verortet sind. Diese sind im sogenannten GameDay Central Command Center in New York verortet, wodurch die WAN-Anbindungen trotz aller Autarkie eine wichtige Rolle spielen. Als Hardwareplattform kommen dort Cisco-Router der Catalyst-8000-Serie zum Einsatz.

Wie auch in anderen Bereichen der IT stellt Sicherheit eine der größten Herausforderungen dar. Im Gespräch erklärten die NFL-Verantwortlichen, dass etwa während des Super Bowls rund 39.000 sicherheitsrelevante Ereignisse auftraten und ungefähr 354.000 Verbindungen geblockt wurden. Hierzu baut die NFL wegen ihrer Partnerschaft mit Cisco auch auf Technik des Unternehmens – und zwar Secure Firewalls (ehem. Firepower Threat Defense), Umbrella als DNS-Security-Dienst und den XDR-Dienst.

Auch der Datenschutz stellt bei den Reisen der NFL eine relevante Herausforderung dar. In Ländern, die der DSGVO unterliegen, sind Besucher-Trackings nicht erlaubt und müssen folglich deaktiviert werden. Und nicht zuletzt ist auch noch die Frequenzzuteilung für das private LTE-Netz eine weitere Hürde, da diese mit den zuständigen Regulierungsbehörden abzustimmen ist. In Deutschland sei dies aber auch nicht aufwendiger als in anderen Ländern, so die NFL.

(axk)