NSA-Whistleblower Edward Snowden: Apple erklärt Privatsphäre den Krieg

Mit Apples geplanter Erkennung illegaler Inhalte auf dem Gerät "verraten iPhones ihre Besitzer", betont der Whistleblower. Das schaffe einen Präzedenzfall.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 396 Kommentare lesen

(Bild: Mark_KA/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Edward Snowden hat Apples Pläne zur Einführung einer lokalen Prüfung auf Missbrauchsmaterial in iCloud-Fotos erneut scharf kritisiert: Der Hersteller schaffe damit ein Überwachungssystem, bei dem "iPhones sich selbst durchsuchen können" und zwar nach beliebigen Inhalten, die Apple vorgibt – auf eigene oder auf fremde Anweisung. Apple schaffe damit eine neue Welt, in der iPhones gegen ihre Besitzer arbeiten.

Gewöhnlich wird die Prüfung nach Missbrauchsmaterial (CSAM – Child Sexual Abuse Material) und anderen illegalen Inhalten von Unternehmen auf den eigenen Servern durchgeführt, so Snowden. Das könne zwar auch problematisch sein, aber die Prüfung erstrecke sich nur auf Inhalte, die der Nutzer hochgeladen hat. Mit den für iOS 15 geplanten Funktionen verlagert Apple den Abgleich mit einer Hash-Datenbank erstmals lokal auf iPhones und iPad. Der Konzern prüft über iCloud laufende E-Mails bereits serverseitig auf CSAM, iCloud-Fotos bislang nach eigener Angabe aber nicht.

Sobald die Produkte einer Pro-Datenschutz-Firma wie Apple "ihre Nutzer und Kunden verraten", schaffe das einen Präzedenzfall, über den der Konzern jegliche Kontrolle verlieren werden, schreibt Snowden in seinem Newsletter – einer Zweckentfremdung sei damit die Tür geöffnet. Daran ändere sich auch nichts dadurch, dass Apples System "ziemlich clever" scheint, betont der Whistleblower – die Geräte arbeiten dann nicht mehr für den Nutzer, sondern für Apple.

Selbst wenn Apple sein Scan-System entwickelt hat, um letztlich eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für iCloud-Fotos umzusetzen, spielt dieser überfällige Schutz keine Rolle mehr, merkt Snowden an – iPhones können dann ihre Inhalte schließlich schon lokal überprüfen. Derzeit besitzt Apple zu iCloud-Fotos ebenso wie zu iCloud-Backups den Schlüssel, eine rein serverseitige Prüfung auf CSAM wäre also technisch ohne Probleme möglich.

Apple argumentiert bislang, die geplante lokale Prüfung durch iPhones sei datenschutzfreundlicher und lasse sich leichter durch Sicherheitsforscher überprüfen als ein rein serverseitiges Scannen auf CSAM. Die Ankündigung des Konzerns ist auf ungewöhnlich großen Widerstand gestoßen: Viele Sicherheitsforscher, Datenschützer, Bürgerrechtler haben inzwischen vor der anhaltslosen Überwachung des Nutzers durch das eigene iPhone gewarnt, das System ermögliche neue Formen der Zensur und staatlicher Überwachung.

(lbe)