Nach Internetausfall: Optus war unvorbereitet und zeigt mit dem Finger auf Cisco

Der massive Internetausfall in Australien geht laut dem Provider auf eine unerwartete Abschaltung von Cisco-Routern zurück. Darauf war man nicht vorbereitet.

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Hände an Smartphone

(Bild: Bits And Splits/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Bei Australiens Mobilfunkprovider Optus war man auf einen derart weitreichenden Ausfall der eigenen Infrastruktur wie den aus der vergangenen Woche nicht vorbereitet, einen Krisenplan habe es nicht gegeben. Das hat die Geschäftsführerin des Unternehmens laut ABC am Freitag in einer Anhörung im australischen Parlament eingestanden. Sie haben dabei versucht, Verantwortung auf Cisco zu schieben. Von dem Netzwerkausrüster stammten demnach alle 90 sogenannten PE-Router, die verschiedene Netze verknüpfen und nach einem Peering-Update alle gleichzeitig die Arbeit eingestellt hätten. Von dem dafür verantwortlichen Sicherheitsmechanismus habe man bei Optus nichts gewusst, deswegen sei man auch nicht vorbereitet gewesen.

In der Befragung kam nun auch heraus, dass Optus alle 90 betroffenen Router manuell neu starten musste, genauso wie 50 weitere Geräte tief im Kern des eigenen Netzwerks, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Gleichzeitig sei ein Zufall dafür verantwortlich gewesen, dass man sehr lange nicht habe ausschließen können, dass es sich um einen Cyberangriff gehandelt hat. So erklärte die Optus-Geschäftsführerin Kelly Bayer Rosmarin, dass ausgerechnet an jenem Tag der Aufsichtsrat des Mutterkonzerns Singtel aus Singapur in Australien gewesen sei. Der sei zum letzten Mal zu Besuch gewesen, als im vergangenen Jahr der verheerende Diebstahl von Millionen Kundendaten erfolgte.

Die Befragung in Australiens Senat war anberaumt worden, nachdem ein Totalausfall bei Optus vergangene Woche dafür gesorgt hatte, dass mehr als zehn Millionen Menschen in Australien stundenlang nicht ins Internet kamen. Damit war das halbe Land betroffen. Vielerorts haben Bezahlterminals ihre Arbeit eingestellt, in Melbourne war sogar der lokale Zugverkehr betroffen. Außerdem funktionierte teilweise der Notruf nicht. Bei Optus weiß man laut Bayer Rosmarin von 228 Anrufen an die Notrufnummer, die nicht durchgegangen sind. Bei allen habe man sich erkundigt und es gehe den Beteiligten gut. Warum das System nicht funktionierte, konnte sie den Berichten zufolge nicht sagen. Eigentlich hätte der Ausfall sich darauf nicht auswirken sollen.

Aus dem Parlament wurde dem Sydney Morning Herald zufolge auch noch kritisiert, dass Optus zu keiner Zeit überlegt habe, die Betroffenen über Roaming wieder ins Netz zu bringen. Ein Ausweichen auf die Infrastruktur der Konkurrenz hätte das Chaos merklich verringern können. In anderen Staaten habe es nach ähnlichen Vorfällen Maßnahmen gegeben, um solch ein Vorgehen zu ermöglichen. Bayer Rosmarin selbst hat einen anderen Plan, um während solch eines Ausfalls weiter ins Internet gehen zu können: Den Berichten zufolge hat sie eingestanden, SIM-Karten der Konkurrenten Telstra und Vodafone griffbereit zu haben, um so das Netz wechseln zu können. Für die Kundschaft dürfte das keine Option sein.

(mho)