Nach Putsch in Myanmar: Auch Youtube sperrt Kanäle des Militärs

Während die US-Internetkonzerne die Putschisten in Myanmar aussperren, gehen die Generäle immer blutiger gegen Proteste und entschiedener gegen Medien vor.

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(Bild: Bumble Dee/Shutterstock.com)

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Mehr als einen Monat nach dem Putsch in Myanmar und zwei Wochen nach Facebook hat nun auch Youtube mehrere Kanäle gesperrt, die vom Militär des Landes kontrolliert werden. Das berichten mehrere Medien unter Berufung auf eine Sprecherin des Alphabet-Tochterkonzerns. Gesperrt wurden demnach die Accounts des staatlichen Radio- und Fernsehsenders MRTV und die direkt dem Militär gehörenden Kanäle Myawaddy Media, MWD Variety und MWD Myanmar. Grund für die Sperrung seien Verstöße gegen die Nutzungsbedingungen, habe die Plattform erklärt, ohne das genauer auszuführen.

Der Schritt erfolgte nach der blutigsten Woche seit dem Militärputsch Anfang Februar, erklärt etwa die New York Times. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden alleine vergangenen Mittwoch 38 Menschen getötet: Die Polizei hatte das Feuer auf Demonstranten eröffnet, die gegen die Machtergreifung der Generäle protestierten. Auch am heutigen Montag sind wieder Menschen erschossen worden, berichtet die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf Augenzeugen. Internationale Appelle und Sanktionen, wie sie etwa die Vereinigten Staaten und Großbritannien gegen die Putschisten verhängt haben, haben bislang keine Wirkung gezeigt. Die Militärführung lässt auch weiterhin jede Nacht das Internet blockieren, um die Kommunikation der Bürger zu erschweren.

Vor dem Google-Konzern Youtube hatte Facebook Ende Februar ebenfalls Accounts gesperrt, die vom Militär des Landes direkt oder indirekt kontrolliert wurden. Das US-Netzwerk ist in dem Land das mit Abstand wichtigste soziale Netzwerk. Die Generäle wiederum haben am heutigen Montag fünf wichtigen Medienunternehmen im Land die Lizenz entzogen. Das berichtet die dpa. Betroffen seien unter anderem die große Multimedia-Nachrichtenorganisation Mizzima News und die Nachrichtenagentur Myanmar Now. Die fünf Medienorganisationen dürften keine Nachrichten mehr produzieren. Bei Razzien seien Computer und Dokumente beschlagnahmt worden.

In Myanmar – dem früheren Burma – hatte das Militär über Jahrzehnte die Macht inne, bis 2011 ein Demokratisierungsprozess eingeleitet wurde. Bei den weitgehend freien Wahlen seitdem hat die Partei der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi breite Zustimmung erfahren, nach den jüngsten Wahlen hatte das Militär aber Wahlbetrug unterstellt. In der Nacht zum 1. Februar putschten Generäle und ließen viele Politiker festnehmen. Aung San Suu Kyi, die zwar nicht Präsidentin war, aber bislang die Regierungsgeschäfte faktisch leitete, steht unter Hausarrest und soll angeklagt werden. Gegen den Putsch und die Verhaftung der Friedensnobelpreisträgerin gibt es seitdem immer wieder Proteste, gegen die die Sicherheitskräfte mit zunehmender Härte vorgehen.

(mho)