Nach Roskosmos-Forderungen: OneWeb setzt alle Satelliten-Starts von Baikonur aus

OneWeb will keine Satelliten vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur mehr starten. Damit reagiert das Unternehmen auf die Forderungen von Roskosmos.

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Roskosmos hat an der Rakete mehrere Flaggen überkleben lassen.

(Bild: @Rogozin)

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Das britische Raumfahrtunternehmen OneWeb hat entschieden, den weitreichenden Forderungen der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos nicht nachzukommen und stattdessen alle geplanten Starts vom Kosmodrom Baikonur auszusetzen. Das teilte OneWeb am Donnerstag mit. Zuvor hatte der britische Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng schon erklärt, dass das Land seine Anteile an OneWeb nicht verkaufen will. Das hatte Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin am Mittwoch plötzlich zur Voraussetzung für den geplanten nächsten Start der Satelliten gemacht. Außerdem hatte er verlangt, dass OneWeb zusichert, dass die Satelliten nicht für militärische Zwecke genutzt werden.

Dass beide Forderungen nicht erfüllt würden, war abzusehen. OneWeb hat laut Spacenews bereits damit begonnen, das eigene Personal aus Baikonur abzuziehen. Was jetzt mit den drei Dutzend Satelliten passiert, die eigentlich in der Nacht zum Samstag mit einer russischen Sojus-Rakete gestartet werden sollten, ist noch unklar.

Vor den Entwicklungen vom Mittwoch hatte es so ausgesehen, als würde OneWeb versuchen, den Start trotz des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine noch irgendwie durchzuführen. Vorher waren verschiedene Kooperationen zwischen der russischen Raumfahrt und anderen Nationen eingestellt worden. Das Unternehmen hatte mehr als eine Milliarde US-Dollar für die Nutzung der Sojus-Raketen bezahlt. Erst am 10. Februar waren 34 OneWeb-Satelliten mit einer solchen Rakete von Kourou ins All gebracht worden. Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin hatte OneWeb eine Frist bis Freitagabend gesetzt, um die Forderungen zu erfüllen. Die finale Entscheidung sollte dann in einer live im Fernsehen übertragenen Sitzung getroffen werden.

Der SpaceX-Konkurrent OneWeb ist damit mitten in die Auseinandersetzungen angekommen, die auf den russischen Angriffskrieg gefolgt waren. Das Unternehmen will ein Satelliteninternet aufbauen, das – anders als Starlink – aber nur auf wenigen Hundert Satelliten basiert. Aktuell sind 428 von 650 im All, wie es weitergeht, ist völlig unklar. Eine wirkliche Alternative zu den Sojus-Raketen hat das Unternehmen nicht. Alle noch ausstehenden Starts sollten von Baikonur aus erfolgen. OneWeb war 2020 auch mit britischen Steuergeldern vor der Insolvenz bewahrt worden, weswegen die britische Regierung an der Entscheidung über das weitere Vorgehen beteiligt ist.

Für die Kooperation Russlands mit Europa und den USA im Bereich Raumfahrt sind die Geschehnisse kein gutes Zeichen. Rogosin twitterte am Mittwoch noch ein Video von Arbeitern, die an der Rakete in Baikonur die britische, die japanische und die US-amerikanische Flagge überklebten: "Ohne die sieht unsere Rakete schöner aus", erklärte er. Für Roskosmos dürfte es jedenfalls sehr schwer werden, irgendwann wieder Kunden zu finden. Die Raumfahrtagentur kooperiert aktuell nur noch beim Betrieb der ISS mit den westlichen Partnern, aber auch diesbezüglich hatte es schon Drohungen gegeben.

(mho)