Ukraine-Krieg: Roskosmos droht mit Startverbot für OneWeb-Satelliten

Eigentlich sollen am Wochenende Satelliten des Internetprojekts OneWeb von Baikonur aus gestartet werden. Das knüpft Roskosmos nun aber an Bedingungen.

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Die Sojus-Rakete in Baikonur

(Bild: Roskosmos)

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Russlands Raumfahrtagentur Roskosmos will den nächsten Start von Satelliten von OneWeb nicht erlauben, sollte das Unternehmen nicht mehrere Forderungen erfüllen. Das teilte Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin mit, nachdem zuvor noch alles dafür getan worden war, den Anschein von Routine zu erwecken. OneWeb müsse garantieren, dass die Satelliten nicht für militärische Zwecke genutzt würden und die britische Regierung müsse sich als Aktionär zurückziehen, forderte er. Dass OneWeb diesen Forderungen nachkommt, dürfte nicht nur angesichts der aktuellen Entwicklungen auszuschließen sein. Roskosmos droht jetzt damit, dass die startbereite Rakete dann vom Startplatz geholt werden würde, die Satelliten sollen bis zur Klärung der Situation vor Ort bleiben.

Angesichts der in den vergangenen Tagen mit rasanter Geschwindigkeit fortschreitenden Abkopplung der russischen Raumfahrt von Europa und den USA, hatte es bereits Zweifel daran gegeben, dass der anstehende Start wie geplant würde durchgeführt werden können. Roskosmos hatte im Juni 2015 mit Arianespace einen Vertrag über 21 Starts für OneWeb vereinbart, die Raumfahrtagentur sollte dafür 1,2 Milliarden US-Dollar bekommen. Der für den 5. März geplante Start vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan wäre der 14. in dieser Kooperation gewesen. Erst am 10. Februar waren 34 OneWeb-Satelliten mit einer Sojus-Rakete von Kourou ins All gebracht worden. Als Reaktion auf die Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine hatte Roskosmos bereits angekündigt, das eigene Personal von Kourou abziehen zu wollen.

Wenige Stunden vor der jetzt erfolgten Ankündigung Rogosins hatte Roskosmos noch getwittert, dass bei den Vorbereitungen des Starts alles nach Plan laufe. Die nötigen Tests seien abgeschlossen, die Rakete steht demnach für den Abflug bereit. Ob sie tatsächlich wieder abgebaut wird, sollte OneWeb die Forderungen nicht fristgerecht erfüllen, bleibt abzuwarten. Einem BBC-Bericht zufolge hatte es in Großbritannien Forderungen an OneWeb gegeben, den Start abzusagen. Das Unternehmen hat demnach aber nicht wirklich Alternativen und müsste auf jeden Fall deutliche Verzögerungen in Kauf nehmen.

OneWeb will – ähnlich wie SpaceX mit Starlink – ein Satelliteninternet aufbauen, ist damit aber nicht ansatzweise so weit wie der Konkurrent. Anders als SpaceX zielt OneWeb in der Kooperation mit Airbus auch auf Staaten und Unternehmen als Kunden. Anfang 2020 war das Unternehmen in die Insolvenz geraten und schließlich unter anderem mit Steuergeldern aus Großbritannien gerettet worden. Dass London der russischen Rückzugsforderung ausgerechnet in der aktuellen weltpolitischen Situation nachkommt, erscheint unwahrscheinlich. Auch eine nicht-militärische Nutzung kann sicher nicht versprochen werden, schon auf der Internetseite wirbt das Unternehmen mit Dienstleistungen für Armeen. Aktuell sind 428 von 650 Satelliten im All, der 15. Start mit einer Sojus-Rakete von Kourou hängt seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ebenfalls in der Schwebe.

(mho)