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Nach wie vor Kritik am Terror-Abwehrzentrum

Detlef Borchers
Nach wie vor Kritik am Terror-Abwehrzentrum

Zur Geburtstagsfeier des Treptower Terror-Abwehrzentrums gab es nicht nur Festtagsreden. Juristen und DatenschĂŒtzer bemĂ€ngelten die faktische Aufhebung des Trennungsgebotes von Polizei und Nachrichtendiensten.

Auf der Feier zum 10-jĂ€hrigen Bestehen des "Gemeinsamen Terror-Abwehrzentrums" [1] (GTAZ) behauptete der ehemalige Bundesinnenminister Otto Schily, dass die Kritik der DatenschĂŒtzer an der Einrichtung inzwischen verstummt sei. Hier irrte sich der Gastredner. Es gibt Kritik von Juristen. Auch die BĂŒrgerrechtler der Humanistischen Union sind gegen das GTAZ.

heise online / Detlef Borchers

Blick in das Lagezentrum des GTAZ. Gerade lÀuft ein Bekennervideo. Ganz Links die Uhrzeiten in Kabul, Bagdad und New York

(Bild: heise online / Detlef Borchers)

AnlĂ€sslich der Geburtstagsfeier des GTAZ störte sich der MĂŒnchener Staatsrechtler Matthias BĂ€cker an der unzureichenden gesetzgeberischen Grundlage des Zentrums. GegenĂŒber dem Deutschlandradio Kultur erklĂ€rte BĂ€cker [2], dass keine saubere rechtlich strukturierte Gesetzgebung zum GTAZ gebe. Insbesondere bemĂ€ngelte der Jurist, dass es keinen Kontrollmechanismus gibt, der den Informationsaustausch zwischen den Behörden daraufhin untersucht, ob das verfassungsrechtliche Trennungsgebot eingehalten wird.

"Im Moment ist es so, dass alle teilnehmenden Behörden zwar kontrolliert werden, zum Beispiel von den zustĂ€ndigen Datenschutzbeauftragten, es gibt aber keine Stelle, die das ganze Zentrum als solches kontrolliert. Das ist ein Problem, weil man den Informationsaustausch dort qualitativ wahrscheinlich nur erfassen kann, wenn man eben wirklich auch den Blick auf den gesamten Sachverhalt hat", kritisierte BĂ€cker. Es mache einen Unterschied aus, ob Behörden punktuell Kontakt haben und Informationen austauschen oder ob wĂ€hrend einer regelmĂ€ĂŸigen Zusammenarbeit neue Informationsmengen entstehen, erklĂ€rte BĂ€cker, ehemaliges Mitglied der Regierungskommission zur ÜberprĂŒfung der Sicherheitsgesetzgebung.

Passend zur Geburtstagsfeier des GTAZ hat die Humanistische Union die Kampagne Verfassungsschutz abschaffen! [3] gestartet. Sie will mit einem ĂŒberdimensionierten Rentenbescheid am 7. November vor den Toren des GTAZ [4] demonstrieren. Damit will man darauf aufmerksam machen, dass die eingerichteten gemeinsamen Zentren wie GTAZ, GETZ [5] oder GIZ jeder rechtlichen Grundlage entbehren. (mho [6])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-2437972

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/news/GTAZ-10-Jahre-gemeinsame-Terrorabwehr-2437668.html
[2] http://www.deutschlandradiokultur.de/nachrichtendienste-terrorabwehrzentrum-ohne-kontrolle.1008.de.html?dram%3Aarticle_id=301567
[3] http://www.verfassung-schuetzen.de/uber-uns/
[4] http://www.verfassung-schuetzen.de/aktion-am-7-11-wir-schicken-den-verfassungsschutz-in-rente/
[5] https://www.heise.de/news/Neues-Terrorismusabwehrzentrum-nimmt-seine-Arbeit-auf-1750785.html
[6] mailto:mho@heise.de