Neuer Webbrowser Ladybird: Was Entwickler Andreas Kling mit seinem Team plant

Seite 2: Big-Tech müsste es eigentlich besser wissen

Inhaltsverzeichnis

Sind euch seit dem Start Anfang Juli neue oder unvorhergesehene technische Schwierigkeiten begegnet, über die ihr gestolpert seid?

Eine der größten technischen Herausforderungen für den neuen Browser sind Websites, die dich schlecht behandeln, weil sie deinen "User-Agent"-String nicht erkennen. Viele Seiten liefern dir komplett andere Inhalte, wenn du nicht einer der drei großen Browser bist – meistens irgendeine uralte "Kompatibilitätsversion" der Seite. Und manche Server weigern sich einfach, überhaupt mit dir zu sprechen. Das gilt sogar für die der Big-Tech-Firmen, die es eigentlich besser wissen müssten.

Die großen Browser-Anbieter liefern sehr regelmäßig Sicherheitsupdates aus, für euer kleines Team könnte es aber schwierig werden, schnell auf neue Probleme zu reagieren. Was sagst du denen, die Sicherheitsbedenken haben?

Zunächst einmal sollte derzeit natürlich niemand Ladybird für sicherheitsrelevante Dinge verwenden!

Wenn wir in die ferne Zukunft blicken, glaube ich, dass das wichtigste Sicherheitsfeature von Ladybird seine Einfachheit sein kann. Eine kleinere Codebasis wird immer weniger Bugs aufweisen, und wenn Bugs gefunden werden, kann sie im Allgemeinen einfacher beheben.

Das Problem, wenn man Milliarden von Dollar in Software steckt, ist, dass man dann auch Software im Wert von mehreren Milliarden von Dollar zu pflegen und sicher zu halten hat. Das ist ein Luxusproblem, aber ein extrem schwieriges.

Viele Kommentatoren, die Ladybird wohlwollend gegenüberstehen, ziehen ihre Hoffnung aus deiner beruflichen Vergangenheit, als du bei Nokia und Apple an der HTML Rendering-Engine WebKit und davor in den 2000er an KHTML gearbeitet hast. Hilft dir das heute noch?

Ja, ich schraube schon lange an Browser-Engines herum und habe deshalb schon eine ziemlich gute Vorstellung davon, wie man sie bauen muss.

Das Projekt hängt aber nicht nur von mir ab, ich bringe auch einer neuen Generation von Entwickler die Browserentwicklung bei. Ein großartiges Beispiel dafür ist der heutige Hauptentwickler von LibJS, Linus Groh, wie ihr ein Deutscher. Er hatte noch vor drei Jahren noch nie an einem Browser gearbeitet und wird jetzt zum "Invited Expert" zur ECMA eingeladen, wo JavaScript standardisiert wird!

Andreas, vielen Dank für das Gespräch! (jvo)