Nachzählung der US-Wahl in Wisconsin beantragt

Die Kandidatin der US-Grünen Jill Stein hat im Bundesstaat Wisconsin offiziell eine Nachzählung der Stimmen für die US-Präsidentschaftswahl 2016 beantragt. Das bestätigte die Wahlkommission in Wisconsin am Freitag in einer Mitteilung.

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USA Präsidentschaftswahlen
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Von
  • dpa

"Wir bereiten uns jetzt auf eine landesweite Nachzählung vor", sagte der Leiter der Wahl-Kommission in Wisconsin, Michael Haas. Sie muss bis spätestens 13. Dezember abgeschlossen sein. Der Bundesstaat und seine zehn Wahlmänner-Stimmen waren völlig überraschend mit einem Vorsprung von rund 27.000 Stimmen an Donald Trump gegangen.

Die Grünen-Bewerberin Stein hat am gestrigen Freitag formgerecht die Petition für die Nachzählung eingereicht. Sie will auch Nachzählungen in Pennsylvania und Michigan anstrengen. In Pennsilvania konnte der Republikaner die Wahl ähnlich knapp für sich entscheiden wie in Wisconsin; ein Antrag auf Nachzählung kann hier noch bis Montag (28.11.) gestellt werden. In MIchigan hat sich die Auszählung der Stimmen besonders lange hingezogen; das Ergebnis soll erst am kommenden Montag verkündet werden. Trump steuert aber auch dort auf einen Sieg zu; die Frist für einen Nachzählantrag läuft in diesem Fall bis Mittwoch (30.11.). Nur wenn alle drei Staaten kippen würden, würde sich das Gesamtergebnis ändern. Unterdessen ist Trump bereits dabei, seine Regierung zusammenzustellen. Seine Vereidigung soll am 20. Januar stattfinden.

Computer-Experten hatten darauf hingewiesen, dass die in Wisconsin benutzten Wahlautomaten anfällig für Hackerangriffe sind und deswegen in anderen Bundesstaaten, etwa Kalifornien, nicht benutzt werden dürfen. Die in den Umfragen favorisierte Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, hatte in Stimmbezirken, in denen Wahlmaschinen benutzt wurden, signifikant schlechter abgeschnitten als in Wahllokalen, in denen mit handgeschriebenen Stimmzetteln gearbeitet wurde.

Landesweit waren bei der Wahl am 8. November auf Clinton rund zwei Millionen mehr Wählerstimmen entfallen als auf Trump. Die Vergabe der Wahlmänner erfolgt jedoch auf Basis der Bundesstaaten nach dem "Winner takes all"-Prinzip: Hohe Siege zählen nicht mehr als knappe. Experten geben der Initiative von Stein nicht allzu viele Chancen auf Erfolg. Beobachter bewerten den Umstand, dass Jill Stein und nicht Hillary Clinton selbst die Neuauszählung fordert, als Hinweis darauf, dass sich die Ex-Außenministerin allenfalls eine minimale Chance auf eine Änderung des Gesamtergebnisses ausrechnet.

Seit kurzem mehren sich in den Vereinigten Staaten die Rufe nach einer Überprüfung der Präsidentschaftswahlen. Es gebe Indizien, die auf Manipulationen von Wahlcomputern hinweisen. Zudem sind Hacking-Vorwürfe in Richtung Moskau weiterhin ein Thema. Auch der Informatiker J. Alex Halderman hat sich für eine Neuauszählung der US-Wahlen in Bundesstaaten mit besonders knappen Ergebnissen ausgesprochen: Die Wahlcomputer hätten große Schwächen, könnten aber überprüft werden. (pen)