Nächster Cyberangriff auf das Internet Archive: Zugriff auf unzählige E-Mails
Seit Wochen wird das Internet Archive angegriffen und die Welle endet nicht. Unbekannte haben weiterhin Zugriff auf Teile der E-Mail-Systeme und üben Kritik.
Das Internet Archive wird weiterhin angegriffen. Laut The Verge und Einträgen auf Reddit haben Unbekannte offenbar Zugriff auf Systeme der Organisation und damit am Sonntag massenhaft E-Mails verschickt. Die seien an Adressen gegangen, über die Kontakt zum Internet Archive aufgenommen wurde. In den Mails wurde demnach beklagt, dass beim Internet Archive noch immer nicht gründlich genug gegen den Cyberangriff vorgegangen werde. Abschließend heißt es: "Wir hoffen, dass sie sich jetzt zusammenreißen können."
Viele Hintergründe weiter unklar
Vom Internet Archive selbst gibt es bislang noch keine Stellungnahme zu dem jüngsten Vorgang. Laut den E-Mails, deren Wortlaut The Verge öffentlich gemacht hat, haben die Unbekannten dank eines nicht ungültig gemachten Zugangs-Token Zugriff auf den Zendesk-Account des Internet Archive. Damit können sie nach eigenen Angaben mehr als 800.000 Support-Anfragen einsehen – und beantworten – die seit 2018 an info@archive.org gesendet wurden. Dass der Token weiterhin gültig sei, sei die Schuld des Internet Archive, heißt es in den E-Mails. Nur deshalb hätten die Informationen in die Hände "irgendeines Typs" gelangen können: "Wenn nicht ich, dann jemand anders."
Das Internet Archive ist seit Anfang des Monats im Visier unbekannter Angreifer. Unter anderem war es dabei gelungen, 30 Millionen Nutzerdaten von der Organisation zu erbeuten. Dahinter steckt wohl eine russische Hackergruppe. Hinzu kamen ein DDoS-Angriff und eine Defacement-Attacke, wobei es zwischen den Vorgängen wohl keinen direkten Zusammenhang gab. Auch deshalb ist unklar, von wem jetzt die E-Mails versendet wurden und in wessen Händen die dafür benötigten Zendesk-Daten sind. Unbekannt ist auch, warum die Organisation überhaupt so umfangreich attackiert wird.
Das Internet Archive hat es sich zur Aufgabe gemacht, flüchtige Daten für die Nachwelt aufzubewahren: Webseiten, Bücher, aber auch historische Software, Apps und Filme. Die nach US-Recht gemeinnützige Organisation hat dafür seit fast 30 Jahren einen gewaltigen Datenschatz angesammelt. Besonders bekannt und beliebt ist die Wayback Machine, mit der man sich alte Versionen von Internetseiten ansehen kann. Außerdem hat die Organisation den kleinen Inselstaat Aruba dabei unterstützt, große Teile des kulturellen Erbes zu digitalisieren und die Dokumente dann im Internet verfügbar gemacht.
(mho)