Nanosekunden-Gewinn: US-Hochfrequenzhandel setzt auf hohle Glasfaserkabel
Im Kampf um die Zeit im hochfrequenten Aktienhandel schwenken US-Firmen auf hohle Glasfaserkabel um, die einige Hundert Nanosekunden sparen.
Glasfaser ist nicht gleich Glasfaser. Firmen wie OFS Optics unter der japanischen Mutter Furukawa entwickeln solche Kabel weiter, um die Ăśbertragungsrate noch zu steigern und die Latenz zu senken. Daraus entstand vergangenes Jahr eine neue Generation von hohlen Glasfaserleitungen, die bereits im US-amerikanischen Hochfrequenzhandel zum Einsatz kommt. Dabei ĂĽbernehmen programmierte Bots in hoher Geschwindigkeit das Trading von Aktien.
Das Wall Street Journal berichtet vom Einsatz hohler Glasfaserkabel in den USA. Zum Einsatz kommen sie zwischen den Rechenzentren der Börse und Kommunikationstürmen, welche die Daten per Mikrowelle oder Laser weiterschicken. Mehrere Hundert Meter sollen hohle Glasfaserleitungen übertragen können, bevor das Signal zu schwach wird. Die grundsätzliche Idee stammt aus den 90er-Jahren, wurde wegen der geringen Reichweite aber bisher nicht breiter eingesetzt.
30 Prozent Latenzreduzierung
OFS Optics schreibt über die eigene hohle Glasfaser, "AccuCore hollow-core fiber" genannt, dass die Latenz pro Kilometer verglichen mit herkömmlichen Glasfaserkabeln um 30 Prozent beziehungsweise 1,54 Mikrosekunden sinkt. Das entspricht 0,00000154 Sekunden. Auf mehrere Hundert Meter gerechnet sind das ein paar Hundert Nanosekunden.
Laut dem Wall Street Journal ist das an der US-Börse offenbar ein großes Ding, denn so werden Bots schneller mit Daten gefüttert und die automatisierten Kauf- beziehungsweise Verkaufssignale kommen schneller an.
Hohle Glasfaserkabel nutzen dabei aus, dass sich Licht in der Luft schneller ausbreitet als in Glas – OFS Optics spricht konkret von 50 Prozent. Die abnehmende Signalqualität über Luft spielt bei den anvisierten Entfernungen noch keine Rolle.
[Update, 15.12.20, 16:20 Uhr:] Mikrosenkunden-Angabe korrigiert.
(mma)