Navision: Für 300 an Microsoft

300 dänische Kronen (rund 40 Euro) bietet Microsoft für jede Aktie des dänischen ERP-Softwarehauses Navision.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 243 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Hans-Peter Schüler

300 dänische Kronen (rund 40 Euro) bietet Microsoft für jede Aktie des dänischen ERP-Softwarehauses Navision. Verglichen mit dem Kurswert von etwa 225 Kronen vor Bekanntwerden der ersten Übernahme-Gerüchte entspricht das einem Aufpreis von satten 35 Prozent. Bezahlen will der Windows-Monopolist die Zeche in bar oder -- je nach Entscheidung der Navision-Aktionäre -- in Form von eigenen Anteilen dieses Gegenwerts. Kein Wunder, dass sich Navisions Firmengründer mit ihrem 60-prozentigen Stimmrechtsanteil bereits einstimmig für die Annahme des Angebots entschieden haben und den übrigen Aktionären das gleiche empfehlen. Damit stehen die Zeichen gut für Microsofts Absichten, alle Aktien des Übernahmekandidaten in die Hände zu bekommen und anschließend den Abschied von der Kopenhagener Börse zu veranlassen.

Microsofts Motive, sein massives Engagement auf dem Softwaremarkt für kleinere Mittelstandsbetriebe auszubauen, erscheinen offensichtlich. Nach dem Aufkauf des amerikanischen Softwarehauses Great Plains trägt auch die Einverleibung von Navision dazu bei, dem Platzhirsch SAP das Leben schwer zu machen. Das sehen die Börsianer offenbar genauso, denn die Notierung des Walldorfer Riesen geriet zugleich mit Navisions Kurs-Höhenflug sehr unter Druck. Trotz bekräftigten Umsatz-Wachstums von 15 Prozent gibt es SAP-Aktien heute um 20 Prozent billiger als noch vor zwei Wochen.

Die Dänen auf der anderen Seite frohlocken: "Zusammen mit Microsoft hat Navision die Chance, zum weltgrößten Anbieter von Mittelstandssoftware zu avancieren", erklärte Navision-Sprecher Heiko Elmsheuser gegenüber heise online. Auch wenn sich an den offerierten Softwarepaketen vorerst nichts ändern werde -- wann die letztendlich angestrebte Integration der Great-Plains- und Navision-Programme zusammen mit Microsofts eigenen Entwicklungen infrage kommt, ist noch völlig unklar -- seien doch deutliche Vorteile beim Vertrieb und dem Kundensupport zu erwarten. Navision sei schon seit je her sehr "Microsoft-minded" gewesen, und etwa den zurzeit rund 200 deutschen Implementierungspartnern könne man jetzt sicher einige Microsoft-Solution-Provider hinzugesellen, sofern diese über ausreichende Branchenkenntnis verfügen.

In Kopenhagen war man stolz darauf, als erstes eigenständiges Unternehmen eine Firmensoftware mit Schnittstellen zu Microsofts E-Commerce-Software, etwa dem BizTalk-Server, auf dem Markt zu haben. Trotzdem sieht Elmsheuser durch den Zusammenschluss keine unmittelbaren Produkt-Neuerungen voraus, etwa durch verstärkte Integration von .NET-Techniken oder eine Bündelung mit Web-Services aus dem Hause Microsoft. (hps)