Netatmos smartes Bluetooth-Türschloss schließt per NFC-Plastikschlüssel
Token in Schlüsselform sollen Netatmos Smart Lock besonders zugänglich machen. Rechtzeitige Batteriewechsel sind dadurch wichtiger als bei anderen Modellen.
Ein smartes Türschloss per App oder Sprachbefehl zu bedienen, ist für die meisten Menschen noch ungewohnt. Deshalb lassen sich alle gängigen Modelle alternativ weiterhin mit einem Schlüssel öffnen und schließen. Diese Optionen bietet auch das erste Smart Lock von Netatmo. Doch statt üblichen Schlüsseln aus Metall mit Löchern oder Zacken im Bart kommen Plastik-Token in Schlüsselform zum Einsatz. Steckt man sie in einen Schlitz an der Außenseite des Schließzylinders, übertragen sie Schaltbefehle per NFC an den Bluetooth-Chip des Smart Locks. Mit diesem Bedienkonzept unterscheidet sich Netatmos Produkt von praktisch allen anderen an Privathaushalte adressierten Modellen, die derzeit erhältlich sind. Der Ansatz hat Vor- und Nachteile.
Einfache Generalschlüssel, Notstrom per MicroUSB
Zu den Vorteilen zählt, dass der physische Verlust eines Schlüssels kein Sicherheitsproblem darstellt. Man kann dessen Zugangscode einfach digital sperren und auf einen neuen Token übertragen. Außerdem lassen sich dadurch einfach Generalschlüssel erstellen. Bis zu 80 Smart Locks von Netatmo kann auf Wunsch ein- und derselbe Token öffnen und schließen. Die maximale Anzahl von 300 aktiven Token dürfte für alle praktischen Belange reichen.
Als Nachteil muss man eine etwas aufwendigere Montage in Kauf nehmen. Sie erfordert mehr handwerkliches Geschick als etwa bei Nuki und Tedee. Dort stülpt man einfach das Motorgehäuse des Smart Locks auf den von innen steckenden Schlüssel. Der vorhandene Schließzylinder bleibt drin. Im Fall des Netatmo-Modells muss man den alten Zylinder entfernen und den mitgelieferten einbauen. Er passt in Türen von bis zu zehn Zentimeter Dicke und Aussparungen für Europrofilzylinder. Nur dann lässt sich von außen das zum Token passende NFC-Modul anbringen. Drei Token gehören zum Lieferumfang. Jeder weitere kostet 40 Euro und damit in der Regel das Vielfache der Kopie eines Metallschlüssels.
Das Netatmo-Schloss selbst hat keinen Motor im üblichen Sinn, der den Zylinder von allein dreht. Sogar, wenn man es via Bluetooth-Befehl vom Smartphone aus und nicht per Token entriegelt, muss man den Mini-Knauf des NFC-Moduls von außen oder den großen Knauf von innen händisch drehen, um die Tür zu öffnen.
Weil der NFC-Token vom Sicherheitschip des Schlosses immer authentifiziert werden muss, braucht das Schloss auch beim Schlüsseleinsatz immer genügend Batterieenergie. Ein Status-Update soll rechtzeitig zum Wechsel der vier enthaltenen AAA-Batterien auffordern. Die Laufzeit beziffert Netatmo auf ein Jahr. Im Notfall lässt sich das Schloss von außen über einen MicroUSB-Port an eine Powerbank oder ein Smartphone anschließen. Dadurch soll sofort genug Energie fürs Öffnen verfügbar sein.
Online-Betrieb mit Apple HomeKit möglich
Das weitere Bedienkonzept ist konventionell. Per Hersteller-App konfiguriert und bedient man das Smart Lock, ergänzt oder entfernt Codes für physische Token oder verschickt Bluetooth-Zugangsberechtigungen an Smartphones von Gästen. Diese brauchen laut Netatmo dafür keinen persönlichen Account mit E-Mail und Passwort. Mit dem Internet ist das Bluetooth-Schloss per se nicht verbunden. Wer es aus der Ferne manuell oder automatisch mit Wenn-Dann-Regeln steuern will, kann es mit Apple HomeKit koppeln. Beide Anwendungsziele setzen einen HomePod oder ein Apple TV voraus, die als Bluetooth-Brücke zum WLAN-Heimnetz dienen.
Damit eine ausschließlich lokale Bedienung möglich ist, hat sich Netatmo auf Nachfrage von heise online für Bluetooth und gegen den Einsatz von Thread entschieden. Ein Matter-Support sei wegen des aktuell beschränkten Funktionsumfangs vorerst nicht geplant.
Dass in puncto Verschlüsselung und Datenschutz alles mit rechten Dingen zugeht, bescheinigt Netatmo ein Zertifikat von AV-Test. Für einen respektablen mechatronischen Einbruchsschutz erfüllt das Smart Lock die Norm EN15684. Ein Anti-Bohr-Pad und drei Sicherheitsstifte sollen selbst gröberer Gewalt standhalten.
Das smarte Türschloss von Netatmo ist ab heute im Hersteller-Shop und bei Tink erhältlich. Zum Preis von 380 Euro gehört es zu den teureren Modellen. Außer dem Bluetooth-Knauf und NFC-Modul, vier Batterien und drei Token gehören ein Schließzylinder mit zwei Erweiterungsmodulen zum Lieferumfang. Zusätzliche Zylinderverlängerungen kosten je 30 Euro.
Wir haben das Zusammenspiel von Bluetooth-Entriegelung und mechanischer Öffnung präzisiert.
(dahe)