Netflix Direct: Streaming-Dienst testet lineares Angebot in Frankreich

Wer schon alles geschaut hat oder von der Auswahl überfordert ist, kann bei Netflix in Frankreich nun einen linearen Kanal schauen – wie beim Fernsehen.

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(Bild: metamorworks / shutterstock.com)

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Der Markt des Video-Streamings ist von etlichen Anbietern heiß umkämpft und Kunden können aus einer großen Zahl an Abonnements wählen. Doch offenbar droht nicht nur bei den Anbietern eine gewisse Übersättigung, sondern auch bei der Auswahl an gestreamten Filmen und Serien eines Dienstes, die der Kunde kaum noch überschaut – oder schon alle konsumiert hat. Jedenfalls testet der US-amerikanische Streaminganbieter Netflix neuerdings ein lineares Angebot, also einen Kanal, auf dem man eine vorab festgelegte Folge von Filmen und Serien zu sehen bekommt.

Dieses Direct genannte Testangebot beschränkt das Unternehmen zunächst auf Frankreich, berichtet Variety. Der Kanal soll französische und internationale Filme und Serien aus dem Netflix-Streamingkatalog zeigen. Das Angebot richtet sich zudem nur an Abonnenten und sei derzeit auch nur in einem Browser zugänglich, nicht über die verbreiteten Set-top-Boxen. Der Test begann bereits am 5. November für eine kleine Zahl von Kunden und soll Anfang Dezember einem größeren Kundenkreis in Frankreich zugänglich gemacht werden, heißt es in dem Bericht.

Die Wahl Frankreichs für den Test begründet Netflix damit, dass in diesem Land der traditionelle Fernsehkonsum noch weitverbreitet sei, die Leute dort würden sich einfach "gerne nur zurücklehnen und nicht etwas auswählen müssen". Zuschauer seien vielleicht nicht in der Stimmung, sich für etwas zu entscheiden, oder sie seien neu und wollen sich nur umsehen, oder sie wollen mit etwas Neuem überrascht werden, äußert sich Netflix laut Variety.

Zuletzt hatte Netflix bereits eine neue Funktion namens Shuffle Play (Zufallswiedergabe) ausprobiert. Dabei wurde einigen Kunden weltweit ein per Algorithmus zusammengestelltes Angebot an Inhalten präsentiert. Mit Direct bietet Netflix jedoch erstmals einen kuratierten, linearen Streamingkanal an, der speziell auf Betrachter in einem Land ausgerichtet ist. Das Unternehmen will herausfinden, ob es auf diesem Weg Kunden halten kann, die nach dem durchgehenden Konsum der meisten vorgeschlagenen Inhalte (auch als 'Binge-Watching' bekannt) eine gewisse Sättigung verspüren. Außerdem wolle man sich damit an ältere Kunden richten, die in Frankreich zahlreich vertreten seien.

Die Coronavirus-Pandemie mit ihren Lockdown-Phasen in manchen Ländern hat die Konsumenten wieder verstärkt vor die Bildschirme gebracht. Davon konnten einerseits Streamingdienste wie Netflix profitieren, sie verzeichneten zu Beginn der Pandemie einen Boom bei neuen Kunden; dieser Effekt verpuffte allerdings auch bald wieder, das Wachstum bei Netflix brach zuletzt ein. Andererseits wurden während der Pandemie vermehrt das TV-Gerät der Hauptbildschirm für den Filmkonsum, und das klassische lineare Fernsehprogramm wurde ebenfalls wieder etwas beliebter, wie eine Befragung in Deutschland herausfand.

(tiw)