Netflix überarbeitet seine Werbestrategie

Nach der Einführung werbefinanzierter Abonnements will Netflix seine Werbestrategie überarbeiten, um Marken anzulocken und die Einnahmen zu steigern.

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Dallas,,Texas/,United,States,-,05/10/2018:,(photograph,Of,Netflix,Logo

(Bild: Bernardo Ramonfaur/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Netflix wird zunehmend gezielte und maßgeschneiderte Werbeformate entwickeln, um die Einnahmen seines kürzlich eingeführten werbefinanzierten Dienstes zu steigern. Nach einem Bericht der Tageszeitung Financial Times führte der US-Streamingdienst auf dem diesjährigen Cannes Lions Festival in Südfrankreich Gespräche mit Führungskräften aus der Werbebranche über entsprechende neue Werbepläne.

Die neue Werbestrategie könnte "episodische" Kampagnen umfassen, bei denen den Verbraucherinnen und Verbrauchern eine Reihe unterschiedlicher, aber zusammenhängender Werbungen gezeigt werden, schreibt die Financial Times. Dadurch würde der häufigen Beschwerde von Nutzerinnen und Nutzern begegnet, so das Blatt, dass ihnen beim Anschauen einer Serie mehrmals dieselbe Werbung gezeigt wird. Die Episoden-Werbungen könnten demnach während verwandter Sendungen gezeigt werden, zum Beispiel bei leichter Unterhaltung, bei anderen Formaten dagegen nicht.

Der Co-Chef von Netflix, Greg Peters, und Jeremi Gorman, Präsident der weltweiten Werbeabteilung von Netflix, hätten die Woche in Frankreich verbracht, um Werbechefs und Marken zu umwerben, so die Financial Times weiter. Das Blatt beruft sich dabei auf mehrere Werbefachleute. Die vorgestellten neuen ausgefeilten Möglichkeiten für Markenwerbung sind demnach Teil einer langfristigen Strategie von Netflix, um neu zu definieren, wie Streamer die Plattform für kommerzielle Zwecke nutzen können. Dazu gehört auch, dass Marken ihre Werbung gezielter auf die Verbraucherinnen und Verbraucher ausrichten können, als dies auf linearen Fernsehkanälen möglich ist.

Zudem laufe wahrscheinlich im kommenden Jahr die Partnerschaft zur Nutzung von Microsoft-Technologie aus, was Netflix mehr Spielraum für Innovationen geben würde, so die Zeitung mit Berufung auf einen namentlich nicht genannten Marketingfachmann aus Hollywood.

"Sie bauen [ihre eigene Technologie, Anm.] im Hintergrund auf. Sobald sie ihre eigene Technologie haben, werden sie eigenständig arbeiten. Microsoft ist der vorläufige Ad-Server, aber das wird sich ändern, wenn sie ihre eigene Technologie entwickeln", sagte er. "Der Plan für Netflix war, letztes Jahr schnell auf den Markt zu kommen. Das ist nicht der endgültige Weg, den sie einschlagen werden. Sie werden sehr kreativ sein. Es wird ein besseres, ein anderes Erlebnis geben".

Netflix wird in der Lage sein wird, seine Kundendaten und zu nutzen, um ein auf das Sehverhalten maßgeschneidertes Marketing zu betreiben, so ein anderer Werbechef. "Jetzt kann man 15 Episoden eines Werbespots schreiben und garantieren, dass der Zuschauer sie in der richtigen Reihenfolge sehen wird. Das ist wirklich interessant."

Netflix sucht seit geraumer Zeit nach neuen Wegen, um Geld zu verdienen. Angesichts von Anzeichen einer Marktsättigung gehören dazu die Durchsetzung von Passwörtern und eben der neue werbegestützte Dienst. Mit dem Werbe-Abonnenten verdient der Streaming-Dienst bereits mehr als mit Standard-Nutzerinnen und -Nutzern.

Auch dürfen Accounts bei Netflix nicht mehr geteilt werden, es drohen im Zweifelsfall Sperren. Seit der Streaminganbieter verstärkt gegen Account-Sharing vorgeht, steigen die Abo-Zahlen – zumindest in den USA. Neuanmeldungen haben sich laut Marktforschern verdoppelt.

In dem Bemühen, die Kosten zu senken, hat Netflix im vergangenen Jahr zudem eine Reihe von Stellenstreichungen vorgenommen. Im Mai 2022 entließ das Unternehmen etwa 150 Mitarbeitende; einen Monat später 300 weitere Mitarbeitende, was etwa drei Prozent der damaligen Belegschaft entsprach. Im September 2022 entließ Netflix weitere 30 Angestellte der Animationsabteilung. Mitte Mai dieses Jahres berichtete die US-Tageszeitung Wall Street Journal, Netflix plane, seine Ausgaben in diesem Jahr um 300 Millionen US-Dollar zu kürzen.

(akn)