Netflix wächst und steigert Gewinne, nennt zukünftig aber keine Abozahlen mehr
Mehr Umsatz, Gewinne und Abonnenten verzeichnet Netflix. Die Abozahlen seien aber weniger relevant, die Geschäftszahlen werden diese bald nicht mehr enthalten.
Netflix hat einen guten Start in das Jahr 2024 hingelegt – in finanzieller Hinsicht. Der Streaming-Anbieter konnte im ersten Quartal dieses Jahres alle wichtigen Kennzahlen steigern gegenüber dem Vorjahr: Umsatz, Gewinne und Abonnenten. Letztere werden zukünftig allerdings weniger wichtig. Ab 2025 wird Netflix Abozahlen nicht mehr regelmäßig berichten, sondern nur noch bei Erreichung besonderer Meilensteine. Der Unterhaltungskonzern meldet die Zahl der Mitglieder bislang mindestens einmal pro Quartal.
Für Börse und Anleger sind mehr Informationen immer besser, aber nach Ansicht von Netflix sind Abozahlen mittlerweile weniger relevant, zumindest für das finanzielle Ergebnis. Begründet wird dies durch neue Einnahmequellen wie Werbung in bestimmten Abo-Tarifen, die seit Ende 2022 angeboten werden. Durch die unterschiedlichen Tarife und verschiedene, auch regional unterschiedliche Preise seien Abozahlen nicht mehr so aussagekräftig wie zuvor. Ab Anfang 2025 will Netflix im Rahmen der Quartalsergebnisse deshalb keine Abozahlen mehr nennen.
Abozahlen zuletzt deutlich gewachsen
Dabei ist die Entwicklung der Abonnenten in letzter Zeit durchaus positiv zu sehen. Netflix verzeichnet nach eigenen Angaben mittlerweile 269,6 Millionen zahlende Mitglieder, 16 Prozent mehr als selben Zeitraum des Vorjahres und mit 9,3 Millionen neuen Abonnenten 3,5 Prozent mehr als Ende 2023. Marktbeobachter waren von im Durchschnitt 5,5 Millionen neuen Kunden in diesem Zeitraum ausgegangen. Selbst die positivsten Prognosen hatten laut Marketwatch nur 7 bis 9 Millionen neuen Abos genannt.
Der Umsatz von Netflix ist im Jahresabstand um 14,8 Prozent auf zuletzt 9,37 Milliarden US-Dollar gewachsen. Gleichzeitig ist der Betriebsgewinn um 28,1 Prozent auf 2,63 Milliarden Dollar gestiegen, der Nettogewinn um sogar 79 Prozent auf jetzt 2,33 Milliarden Dollar. Dieses Ergebnis liegt auch über den eigenen Erwartungen des Konzerns. Anfang dieses Jahres, als Netflix nach Account-Sharing-Sperre und Abos mit Werbung schneller gewachsen ist, war der Streaming-Anbieter noch von einem Nettogewinn von 1,98 Milliarden Dollar ausgegangen.
Werbe-Tarife populär, neue Serien als Zugpferde
Netflix führt dies auf Erfolge seiner Abo-Tarife mit Werbung zurück. Mehr als 40 Prozent der Neukunden haben in Märkten, wo dies angeboten wird, ein solches Paket gebucht, da es günstiger ist als Standardtarife. Dadurch konnte Netflix die Zahl der Mitgliedschaften mit Werbe-Tarif um 65 Prozent steigern gegenüber dem Vorquartal. In den Quartalen davor waren die Abo-Tarife mit Werbung noch populärer und sind im dritten und vierten Quartal 2023 sogar um 70 Prozent gewachsen.
Entscheidend für neue Mitglieder dürften aber die Filme und Serien auf Netflix sein. Hier verweist der Streaming-Anbieter auf die neuen Serien "Griselda" mit 66,4 Millionen und "Avatar – Der Herr der Elemente" mit 63,8 Millionen Aufrufen. Die erst Ende März gestartete Serie "3 Body Problem" kommt bereits auf 39,7 Millionen Aufrufe. Erfolgreich waren auch britische Serien, etwa "In ewiger Schuld" mit 98,2 Millionen und "The Gentlemen" mit 61 Millionen Aufrufen.
Ausblick auf weiteres Wachstum, Aktie sinkt trotzdem
Für das laufende Quartal erwartet Netflix weiteres Wachstum. Der Umsatz soll um 16 Prozent steigen. Für das gesamte Jahr prognostiziert der Unterhaltungskonzern allerdings etwas geringere Steigerungsraten. Nach aktuellem Stand soll der Umsatz von Netflix 2024 um 13 bis 15 Prozent wachsen. Trotzdem hat die Aktie im nachbörslichen Handel etwas nachgegeben. Der Wert des Netflix-Papiers ist nach Börsenschluss um fast fünf Prozent gesunken.
Lesen Sie auch
Bis zu 20 Euro im Monat: Netflix erhöht die Preise
Disney will ab Juni gegen Account-Sharing bei Disney+ vorgehen
Zahlungsmittel ändern: Netflix droht Apple-Abonnenten mit Rauswurf
Wenn Netflix langweilt: Streaming-Alternativen jenseits von Hollywood im Test
Disney+, Netflix und Co.: Zehn Abo-Videostreamingdienste im Vergleich
Dass Netflix künftig nicht mehr regelmäßig die Abozahlen nennt, wird vielfach als erwartete Abschwächung des Wachstums angesehen. Der Unterhaltungskonzern selbst sieht aber noch Potenzial. Fast 270 Millionen Haushalten in über 190 Ländern haben Netflix bereits abonniert und bei durchschnittlich etwas mehr als zwei Personen pro Haushalt zählt der Konzern ein Publikum von über einer halben Milliarde Menschen. Trotzdem mache Netflix lediglich 10 Prozent des TV-Konsums aus, sodass Wachstum möglich sei, insbesondere bei Live-Veranstaltungen wie Sport und Musik.
(fds)