Netflix wächst weiter und profitiert vom Werbegeschäft

Netflix zählte zuletzt 8 Millionen neue Abos, fast die Hälfte davon mit Werbung. Weiteres Wachstum verspricht man sich durch Nutzer von klassischem Fernsehen.

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Im Hintergrund ein Fernseher mit Netflix-Logo, im Vordergrung eine Hand, die einen Knopf auf einer Fernbedienung drückt

(Bild: Shutterstock.com/MAXSHOT.PL)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer

Netflix ist auch im zweiten Quartal dieses Jahres weiter gewachsen, sowohl bei der Zahl der Abonnenten als auch bei Umsatz und Gewinnen. Dabei sind nach Angaben des Streaming-Anbieters die Abos mit Werbeeinblendungen weiterhin populär, da sie zu günstigeren Tarifen angeboten werden. Netflix plant den Wachstumstrend fortzusetzen, indem dem traditionellen linearen Fernsehen und anderen Streaming-Anbietern Marktanteile abgenommen werden.

Der Streaming-Anbieter verweist darauf, dass Netflix und YouTube zusammen weniger als 20 Prozent der Fernsehzeit von US-Konsumenten ausmachen würden. Das hätten die Marktforscher von Nielsen ermittelt. Streaming-Anbieter würden insgesamt auf 40 Prozent kommen, während herkömmliches Kabel-TV und Funkfernsehen auf zusammen 57 Prozent kämen. Hier sieht Netflix sein Wachstumpotenzial. Statt YouTube anzugreifen, sollen traditionelle TV-Nutzer von Netflix überzeugt werden, aber auch Abonnenten anderer Streaming-Dienste.

Die gegenüber Netflix kleineren Streaming-Anbieter bieten den Kunden zuletzt vor allem in Nordamerika Pakete aus Streaming und anderen Diensten zu günstigeren Preisen an, etwa im Mobilfunkbereich oder kombinierte Abos zweier oder mehrerer Streaming-Dienste. Letzterem erteilte Netflix eine Absage. Netflix sei als Marktführer nicht in einer Position, um mit anderen Streaming-Diensten kombiniert zu werden.

Netflix verweist auf die mittlerweile 277,7 Millionen Abonnenten. Das sind 16,5 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Allein in den letzten drei Monaten sind acht Millionen Neukunden hinzugekommen. Davon hätten über 45 Prozent Abos mit Werbeeinblendungen gebucht. Allerdings werden Neukunden auch dazu gedrängt. Zuletzt wurden sogar werbefreie Basis-Abos seitens Netflix gekündigt, um die Abonnenten zu anderen Tarifen zu höheren Preisen oder mit Werbung zu bringen.

Allerdings werden diese Werbetarife weiterhin nicht in allen Märkten angeboten, sodass Netflix auch in diesem Segment noch Wachstumpotenzial hat. Der Streaming-Anbieter experimentiert auch noch mit den Werbeeinblendungen, etwa während der Zuschauer einen Stream pausiert. Werbung sei dieses und nächstes Jahr nicht der primäre Wachstumstreiber des Umsatzes, erklärt Netflix, da dieser Bereich noch ausgebaut wird.

Trotzdem konnte Netflix seinen Umsatz im zweiten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahr um 16,8 Prozent auf 9,6 Milliarden US-Dollar steigern. Der Betriebsgewinn sprang im Jahresabstand um 42,4 Prozent hoch auf zuletzt 2,6 Milliarden Dollar. Damit stieg die Betriebsmarge von 22,3 Prozent vor einem Jahr auf jetzt 27,2 Prozent. Der Nettogewinn stieg sogar um 44,3 Prozent auf 2,15 Milliarden Dollar. Die Börse reagierte allerdings verhalten. Der Aktienkurs gab nachbörslich zunächst etwas nach, schloss aber letztendlich mit einem Minus von weniger als 0,1 Prozent.

In Europa allein erzielte Netflix erstmals einen Umsatz von über 3 Milliarden Dollar. Hier sind die Abozahlen innerhalb eines Jahres um 17,7 Prozent gestiegen auf fast 94 Millionen. Zuletzt sind 2,24 Millionen Neukunden hinzugekommen. Damit wächst Netflix auf dem alten Kontinent aber langsamer als zuvor. In den vier vorherigen Quartalen lagen die Zuwachsraten des Marktführers immer höher. Zudem gibt der Umsatz pro Abonnement nach. Die europäischen Neukunden entscheiden sich also offenbar für günstigere Tarife.

(fds)