Netflix weitet sein Streaming-Angebot aus

Der US-DVD-Verleiher Netflix kippt die Stundenlimits seines Streaming-Angebots für Abonnenten und will damit offenbar Apple Paroli bieten. Der Großkonzern steht dem Branchengeflüster zufolge kurz vor der Einführung eines Online-Filmverleihs bei iTunes.

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Der US-amerikanische DVD-Versandverleih Netflix will mit einem erweiterten Streaming-Angebot die drohende Konkurrenz von Apples iTunes abwehren. Noch am heutigen Montag soll das Unternehmen die Begrenzung der Streaming-Kontingente in den verschiedenen Abo-Modellen weitgehend aufheben und den meisten Kunden unbegrenztes Online-Streaming von derzeit rund 6000 Titeln anbieten, heißt es in Medienberichten. Demnach soll die Grenze bei allen Abonnements außer dem Einsteigerangebot für 4,99 US-Dollar fallen. Bisher sind in den Abonnements zwischen 5 und 24 Stunden Online-Streaming enthalten.

Der Plan gilt als Reaktion auf die erwartete Erweiterung des Film-Angebots im US-iTunes-Store um einen Videoverleih. Bisher sind Filme und TV-Serien für Apples US-Kunden als Bezahldownloads erhältlich. Einschlägige Gerüchteküchen und andere Experten sind sich vor der am morgigen Dienstag in San Francisco beginnenden MacWorld Expo weitgehend einig, dass Apple-CEO Steve Jobs in seiner wie immer mit Spannung erwarteten Keynote einen Online-Filmverleih ankündigen wird. Einen entsprechenden Vertrag mit dem Studio 20 Century Fox soll Apple schon in der Tasche haben, wie im Dezember durchsickerte.

Während Apple mit dem Onlineverleih auch der noch weitgehend unterhalb der Wahrnehmungsgrenze dahindümpelnden Streaming-Box Apple TV (das in Form eines Modells mit integriertem Display ebenfalls die Gerüchteküche anheizt) einen Schub verpassen will, erwartet Netflix positive Impulse vor allem von der Kooperation mit LG Electronics. Die Koreaner sollen eine Settop-Box liefern, mit der sich die Online-Filme ohne Umweg über einen Windows-PC auf den heimischen Fernseher bringen lassen. Mit der Markteinführung der Netflix-Box wird im Laufe des Jahres gerechnet. Das Gerät soll die noch mäßige Popularität des Streaming-Angebots bei den insgesamt 7 Millionen Netflix-Kunden deutlich steigern helfen.

Bei mutmaßlichen Verleihpreisen von 3,99 US-Dollar im iTunes-Store könnte das Netflix-Abomodell insbesondere bei Vielsehern Anklang finden. Allerdings dürfte die Erweiterung des Angebots dann die Bilanz des Verleihers belasten. Nach Investitionen von rund 40 Millionen US-Dollar im vergangenen Jahr birgt der aufgebohrte Streaming-Dienst weiteres Kostensteigerungspotenzial für Betrieb und Lizenzen. Über mögliche Auswirkungen dürfte Netflix am 23. Januar sprechen, wenn das Unternehmen seine Quartalszahlen vorstellt. (vbr)