Netzagentur: Bau der Stromtrassen kommt gut voran
Die Stromautobahn Nordlink ist bereits in Betrieb gegangen. Der Bau weiterer Stromtrassen in Deutschland ist auf einem guten Weg, sagt die Bundesnetzagentur.
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, sieht den Bau der großen Nord-Süd-Stromtrassen in Deutschland auf einem guten Weg. Für die Leitungen Suedlink (von Schleswig-Holstein nach Süddeutschland) und Suedostlink (von Sachsen-Anhalt nach Bayern) sei die Bundesfachplanung abgeschlossen. "Die Korridore, in denen die Leitungen verlegt werden sollen, stehen damit fest", sagte Homann der Deutschen Presse-Agentur. Im sich jetzt anschließenden Planfeststellungsverfahren werde nun "der meterscharfe Verlauf festgelegt". Über die sogenannten Stromautobahnen soll der vor allem im Norden produzierte Windstrom in den Süden transportiert werden.
Nordlink in Betrieb
Ein wichtiger Meilenstein beim Netzausbau ist im Norden bereits geschafft. Dort verbindet Nordlink die Strommärkte Deutschlands und Norwegens. Das rund zwei Milliarden Euro teure Projekt ist vor einigen Wochen regulär in Betrieb gegangen und wird an diesem Donnerstag von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsidentin Erna Solberg offiziell eingeweiht. Nordlink verläuft zwischen Wilster in Schleswig-Holstein und Tonstad in Norwegen und ist insgesamt 623 Kilometer lang, 516 Kilometer davon liegen auf dem Grund der Nordsee.
Über die Stromtrasse fließt je nach Produktion und Bedarf Windstrom nach Norwegen oder in Gegenrichtung Strom aus Wasserkraft nach Deutschland. Die riesigen Wasserspeicher Norwegens können so als indirekter Speicher für überschüssige deutsche Windenergie dienen. Im Gegenzug kann Deutschland etwaige Versorgungslücken beim Windstrom durch Wasserkraft aus Norwegen ausgleichen. Die Kapazität des Kabels wird mit 1400 Megawatt angegeben. Damit können laut Tennet mehr als 3,6 Millionen Haushalte mit Strom versorgt werden.
Norwegisch-deutsche Stromtrasse NordLink (32 Bilder)
Aufbau mit Verzögerungen
Bei der Planung der Nord-Süd-Stromtrassen hatte es Verzögerungen gegeben, vor allem weil die Politik nach heftigen Bürgerprotesten entschieden hatte, sie als Erdkabel statt als Freileitung an Strommasten zu bauen. "Das war eine richtige Entscheidung, hat aber eine völlige Neuplanung nötig gemacht", sagte Homann.
Inzwischen zeichnen sich aber weitere Verzögerungen ab, wie aus dem Monitoring-Bericht der Bundesnetzagentur hervorgeht. Für Suedlink könnte sich die Fertigstellung vom Jahr 2026 auf das Jahr 2028 verschieben. Ob es dazu kommt, steht aus Sicht von Homann aber nicht fest. "Ob das wirklich so kommt, werden wir sehen", sagte der Präsident der Bundesnetzagentur. Er gehe weiter davon aus, "dass die bisher angestrebten Inbetriebnahmedaten eingehalten werden". Das neue Klimagesetz werde nicht ohne Folgen für den Netzausbau bleiben, sagte Homann. "Verschärfte Klimaziele bedeuten nichts anderes als zusätzlichen Bedarf an Stromtransport." Was das genau für den Leitungsbau bedeute, sei aber noch nicht abzusehen. Das hänge von den konkreten Entscheidungen der Politik ab, etwa davon, "wo Elektrolyseure für die Wasserstoffproduktion errichtet werden".
(olb)