Netzbetreiber 50Hertz treibt Anbindung von Offshore-Windparks voran

Bis 2023 sollen in der deutschen Ostsee Windparks mit einer Leistung von 1,3 Gigawatt entstehen. Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz ist für die Anbindung der See-Windparks zuständig. Jetzt wurden sechs Ostsee-Stromtrassen nach Lubmin beantragt.

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Von
  • Martina Rathke
  • dpa

Windräder und Umspannplattform des ersten Windparks in der Ostsee EnBW Baltic 1

(Bild: 50Hertz)

Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz Transmission hat die Verlegung von Seekabeln zur Anbindung von Offshore-Windparks östlich von Rügen beantragt. 50Hertz ist für das Höchstspannung-Übertragungsnetz im Norden und Osten Deutschlands zuständig. Das Unternehmen will eigenen Angaben zufolge knapp eine Milliarde Euro in die Verlegung von sechs, jeweils rund 90 Kilometer langen Seekabelsystemen investieren. Über die Stromtrassen können Windparks mit einer Gesamtleistung von 1500 Megawatt angebunden werden, sagte der Projektmanager von 50Hertz, Stefan Westhues.

50Hertz - Übertragungsnetze im Osten und Norden Deutschlands (4 Bilder)

Das bestehende und geplante Höchstspannungs-Übertragungsnetz von 50Hertz (Bild: 50Hertz)

Der Baubeginn für die Stromtrassen ist 2015 geplant. Sie werden – in 1,5 Meter Tiefe unter dem Meeresboden – vom Adlergrund und Arkonabecken östlich von Rügen durch die Ostsee zum Umspannwerk Lubmin führen. Im Jahr 2015 soll auch der Bau der Offshore-Parks "Wikinger" der Iberdrola-Renovables Offshore Deutschland GmbH und das Projekt "Arkonabecken Südost" der AWE Arkona-Windpark-Entwicklungs GmbH, einer Eon-Tochter, starten. Die beiden Anlagen mit je 80 Windrädern haben eine Leistung von jeweils 400 Megawatt.

Iberdrola-Deutschland-Geschäftsführer Jürgen Blume äußerte die Erwartung, dass der Netzentwicklungsplan – wie angekündigt – noch in diesem Jahr beschlossen wird. Dies sei Voraussetzung für die planmäßige Umsetzung der 1,5-Milliarden-Euro-Investition des spanischen Konzerns in der Ostsee. Windräder und Turbinen liefere der deutsch-französische Hersteller Areva. Für die Gründung der 80 Anlagen und den Bau der Umspannplattform liefen die Ausschreibungsverfahren. "Unser Ziel ist es, dass auch möglichst viele Unternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern beteiligt werden", sagte Blume.

2015 solle in Sassnitz auf Rügen mit den Vorbereitungen an Land begonnen werden, die Installation der Windräder 2016 erfolgen. Nach einigen Irritationen im Zuge der Berliner Koalitionsverhandlungen gehe Iberdrola nun davon aus, dass die Rahmenbedingungen für den Bereich Offshore-Windkraft verlässlich blieben. Anfang 2017 solle der Windpark "Wikinger" Strom ins deutsche Netz speisen.

Weitere Projekte nordöstlich von Rügen befinden sich im Genehmigungsverfahren. Bis 2023 sollen laut vorläufigem Netzentwicklungsplan Offshore in der deutschen Ostsee Windparks mit einer Gesamtleistung von 1,3 Gigawatt entstehen, bis 2024 sogar 1,7 Gigawatt.

Die Genehmigungsunterlagen für die Seekabelverlegung wurden beim Energieministerium in Mecklenburg-Vorpommern und beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie eingereicht. Untersucht wurden Auswirkungen auf die Fischerei und Schifffahrt, militärische und Umweltbelange, sagte der für Genehmigungen zuständige 50Hertz-Manager, Jens Regiment. Das Unternehmen hofft auf eine Genehmigung Ende 2014. Das Energieministerium wird die Unterlagen zunächst auf Vollständigkeit prüfen. Dann wird ein Anhörungsverfahren starten, an dem auch die Umwelt- und Naturschutzverbände beteiligt werden, wie Ministeriumsreferentin Anne-Katrin Weber sagte.

Nach Angaben von 50Hertz wurden auch Auswirkungen durch den Bau von geplanten Parallelprojekten untersucht. Danach würde im ökologisch sensiblen Greifswalder Bodden die "Erheblichkeitsschwelle" der Umweltauswirkungen nicht überschritten, selbst wenn es zum Bau eines dritten und vierten Strangs der Ostseepipeline sowie eines Gaskraftwerks in Lubmin kommen sollte, betonte Manager Regiment.

"Wir sind mit 50Hertz im Gespräch, um eine koordinierte Vorgehensweise zu ermöglichen und eine mögliche wechselseitige Behinderung der Großprojekte zu vermeiden", sagte eine Sprecherin der EWN. Im Frühjahr 2013 fand die Anhörung für das von den Energiewerken Nord in Lubmin geplante 1800-Megawatt-Gaskraftwerk statt. Eine Entscheidung der Genehmigungsbehörden steht noch aus, auch gibt es bislang keinen Investor. "Fakt ist, dass der EWN-Antrag aufgrund der wesentlich früheren Antragstellung behördenseitig vorrangig zu bearbeiten ist", hieß es von den EWN.

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(jk)