Netzverwaltung ICANN: Finaler Entwurf für künftige Aufsicht der DNS-Rootzone

Nach 16 Monaten intensiver Vorarbeiten liegt der Vorschlag auf dem Tisch, wie die Rootzone aus der Aufsicht der US-Regierung gelöst werden kann. Die interessierte Öffentlichkeit kann sich nun zum 199 Seiten starken Entwurf äußern.

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DSL-Anschluss

(Bild: dpa, Frank Rumpenhorst)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert
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Am vergangenen Freitag hat die IANA Stewardship Transition Coordination Group (ICG) den finalen Vorschlag für die Ablösung der US-Regierung als Wächterin der Rootzone vorgelegt. Nach 16 Monaten intensiver Vorarbeiten innerhalb der ICANN, bei den IP-Adressverwaltern (RIRs) und der Internet Engineering Task Force (IETF), hat nun noch einmal die Öffentlichkeit das Wort.

Bis 9. September sammelt die IANA Stewardship Transition Coordiation Group (ICG) die Kommentare. Eine wenigstens kurzfristige Verlängerung des IANA-Vertrags mit den USA bleibt auf jeden Fall notwendig, weil an dem Systems für „Checks and Balances“ für die ICANN noch gearbeitet wird.

Jeder der drei IANA-Kunden, die ICANN selbst, die regionalen IP-Adressverwalter und die Internet Engineering Task Force haben ihre eigenen Aufsichtsmechanismen in den 199-Seiten starken Entwurf hinein geschrieben. Die IP-Adressverwalter und das Standardisierungsgremium IETF behalten sich eine kontinuierliche Überprüfung vereinbarter Service Level Agreements vor – und auch eine Kündigung im Notfall. Die fünf RIRs etablieren dafür ein eigenes Gremium.

Die IP-Adressregistries werden von IANA mit IP-Adressblöcken, mittlerweile den großen und daher lang haltbaren IPv6-Blöcken versorgt. Das IANA-Geschäft für die IETF ist kleinteiliger, weil IANA die Registry für die Protokollnummern führt. Weil es immer wieder neue Protokolle gibt, ist hier mehr zu tun.

Das komplizierteste Aufsichtssystem hat der Domainbereich. Kein Wunder, ist doch der Betrieb der Rootzone für alle Namensbereiche (Top Level Domains) im Netz das politische Herzstück. Dass die USA einem neuen Namen den Eintritt versagen können, ärgerte manchen Kritiker der Supermacht. Das IANA-Reform-Gremium der ICANN (CWG) hat nach vielen Mannjahren an Diskussionen einen ständigen Benutzerausschuss (Customer Standing Committee, CSC) und ein IANA Function Review-Gremium (IFR) vorgeschlagen. Das CSC soll Beschwerden gegen die IANA prüfen, das IFR praktisch die IANA-Arbeit insgesamt in größeren Abständen evaluieren.

Vor allem aber, was in die Rootzone geht, wird künftig nicht mehr über einen Schreibtisch in Washington gehen. Vielmehr kann der Vorstand der ICANN über Veränderungen der Rootzone entscheiden, nachdem ein weiteres neues Gremium, ein stehender Ausschuss für die Rootfragen Empfehlungen gemacht hat. Und noch ein Akronym müssen die Nutzer der ICANN lernen. Sollte sich die Domainbranche einmal von der ICANN als IANA-Betreiberin trennen wollen, tritt die Separation Cross-Community Working Group (SCWG) zusammen.

Insgesamt hofft man, durch eine Reihe neuer Kontrollrechte für die "ICANN-Gemeinde“, die mittlerweile millionenschwere Organisation im Zaum zu halten. Diese Kontrollrechte bilden eine Bedingung dafür, dass die ICG ihren Entwurf im Herbst an die NTIA weiterleitet. Aber, ist das komplizierte System stimmig und sind die "Checks and Balances“ gut genug? Auf diesen Frage hofft die ICG jetzt auf noch einmal ein paar Antworten, auch wenn sie kaum hoffen darf, dass es noch viele Menschen gibt, die ihren Sommerkrimi wirklich gegen den Entwurf eintauschen. (axk)