"Neue Raumfahrt-Ära": Vor zehn Jahren stieg "SpaceShipOne" ins All

"SpaceShipOne" schrieb vor zehn Jahren Raumfahrt-Geschichte: Das Experimentalflugzeug absolvierte den allerersten privaten bemannten Weltraumflug. Doch "SpaceShipTwo" und der Raumfahrt-Tourismus wollen seitdem nicht richtig vorankommen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 99 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Christina Horsten
  • dpa

Das SpaceShipOne auf dem Weg zur Landung auf Mojave Airport.

(Bild: Courtesy of Scaled Composites, LLC )

Auf den ersten Blick erinnert die Form von "SpaceShipOne" an einen Fisch mit Flügeln. Dazu ist das Experimentalflugzeug, das heute im Raumfahrt-Museum in Washington ausgestellt ist, mit schwarzen und blauen Punkten und Sternen verziert. Aber so harmlos "SpaceShipOne" auch aussieht, das Flugzeug mit Raketentriebwerk hat Raumfahrtgeschichte geschrieben: Am kommenden Samstag (21. Juni) vor genau zehn Jahren absolvierte es den ersten privaten bemannten Weltraumflug überhaupt.

Tausende Zuschauer, darunter auch der frühere US-Astronaut Buzz Aldrin, verfolgten damals an einem frühen Montagmorgen, wie das Trägerflugzeug "White Knight" in der Mojave-Wüste im US-Bundesstaat Kalifornien startete. In rund 14 Kilometern Höhe wurde "SpaceShipOne" ausgeklinkt. Im Cockpit des Experimentalfliegers saß der in Südafrika geborene Michael "Mike" Melvill, ein erfahrenere Testpilot. Er zündete das Raketentriebwerk, beschleunigte auf dreifache Schallgeschwindigkeit und brachte "SpaceShipOne" auf eine Höhe von knapp 110 Kilometern. "Die Welt ist heute Zeuge vom Anbruch einer neuen Raumfahrt-Ära geworden", jubelt Scaled Composites, die Firma hinter "SpaceShipOne" danach per Pressemitteilung.

Aber, auch wenn Melvill den Flieger sicher landen konnte, war nicht alles glatt gelaufen: Teile der Außenverkleidung verformten sich während des Flugs, die Steuerung wurde dadurch zeitweise schwierig. Außerdem zündete der Raketenantrieb nicht so lange wie geplant, so dass "SpaceShipOne" nicht so hoch fliegen konnte wie ursprünglich gedacht. Aber: Die bei 100 Kilometern liegende Weltraumgrenze war überschritten und der historische Flug damit geschafft.

Und weil das dem Experimentalflugzeug wenige Monate später gleich noch zweimal kurz hintereinander gelang, gab es Geld. Zehn Millionen Dollar hatte die US-amerikanische X-Prize-Stiftung demjenigen versprochen, der ein bemanntes Fluggerät innerhalb von 14 Tagen zweimal über die 100-Kilometer-Marke bringt. Der US-Luftfahrtingenieur und Scaled Composites-Gründer Burt Rutan hatte sich daraufhin mit finanzieller Hilfe von Microsoft-Mitgründer Paul Allen an die Arbeit gemacht und war nun am Ziel.

Das Trägerflugzeug "The White Knight" mit SpaceShipOne.

(Bild: Courtesy of Scaled Composites, LLC)

"Der erfolgreiche Start hat demonstriert, dass auch die letzte Grenze jetzt offen für private Unternehmen ist", verkündeten die beiden nach dem historischen Erstflug voller Aufbruchstimmung. Das goldene Zeitalter des privaten Weltraumtourismus schien zum Greifen nah.

Doch zehn Jahre später scheint alle Aufbruchstimmung verpufft. Anstelle dessen haben sich Enttäuschung und Frust breitgemacht. Trotz zahlreicher Ankündigungen gibt es noch immer keinen funktionierenden Weltraumtourismus. Die Technik hat sich entgegen der von "SpaceShipOne" geweckten Hoffnungen doch als zu komplex erwiesen. Forschung und Entwicklung ziehen sich hin.

An vorderster Front steht inzwischen der britische Unternehmer Richard Branson, der sich mit "SpaceShipOne"-Entwickler Rutan zusammengetan hat. Ihre Firma Virgin Galactic hatte eigentlich schon für 2011 die ersten privaten Weltraumflüge mit dem Nachfolgemodell "SpaceShipTwo" von einem Weltraumflughafen im US-Bundesstaat New Mexico aus angekündigt. Mehr als 600 Menschen, darunter viele Prominente, haben nach Angaben der Firma bereits Tickets für jeweils 250.000 Dollar (etwa 180.000 Euro) gekauft.

Geflogen ist von ihnen allerdings noch niemand. Ende 2014 sollen die ersten starten, heißt es inzwischen. Experten sind skeptisch, aber Branson verbreitet weiter Dauer-Optimismus. Ja, es habe alles länger gedauert als gedacht, sagte der Milliardär jüngst. "Aber wir sind sehr nah dran, endlich auf und davon zu sein." (axv)