Neue Taktik gegen Tinnitus

US-Forscher wollen mit elektrischer und akustischer Stimulierung störende Geräusche aus der Wahrnehmung tilgen.

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Plötzlich, ohne äußere Einwirkung, ist es da: ein Pfeifen, Ziepen oder Dröhnen im Ohr, das mitunter gar nicht mehr verschwindet – medizinisch „Tinnitus“ genannt. Schätzungsweise ein Zehntel aller Deutschen leiden darunter, und wenn auch nur vorübergehend. Forscher des texanischen Start-ups Microtransponder und der Universität von Texas in Dallas (UTD) wollen nun das Leiden mit einem neuen Verfahren lindern, das mit elektrischer und akustischer Stimulierung arbeitet, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Bislang konnte die Medizin nicht abschließend erklären, wie ein Tinnitus entsteht. Einige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass er aus dem Versuch des Gehirns resultiert, einem teilweisen Hörverlust entgegenzuwirken. Wird das Innenohr, das Schallwellen in Nervensignale für das Gehirn umsetzt, beschädigt, schwächen diese sich ab. Das Gehirn reagiert darauf offenbar, indem es die Aktivität des Hörzentrums erhöht – was zu den Phantomgeräuschen führen könnte.

Diese Fehlanpassung will Michael Kilgard, Neurowissenschaftler an der UTD, mit einer Mischung aus elektrischer und akustischer Stimulierung korrigieren. Kilgard hatte vor einigen Jahren entdeckt, dass der sogenannte Nucleus basalis bei elektrischer Stimulierung im Gehirn das Hörzentrum neu organisiert, wenn zugleich ein bestimmter Ton erklingt. Das Hörzentrum wird dann besonders empfänglich für diesen Ton.

Für eine Tinnitus-Behandlung, so Kilgards Idee, würde dann zusätzlich zur elektrischen Hirnstimulierung eine Vielzahl von Tönen erklingen – bis auf die Frequenzen, die das Phantomgeräusch des Patienten ausmachen. Das Hörzentrum soll also für alle anderen Geräusche außer dem lästigen Pfeifen oder Brummen sensibilisiert und so gewissermaßen neu justiert werden. Microtransponder hat dazu eine Stimulierungstechnik entwickelt, die über eingepflanzte Elektroden arbeitet.

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(bsc)