Angst vor Weltraumschrott: Bundeswehr will vollumfängliche Weltraumüberwachung

Mit dem in Meßstetten installierten Fernbeobachtungssystem wollen die Streitkräfte Risiken durch Weltraumschrott besser bewerten können und unabhängiger sein.​

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Weltraumschrott über der Erde

(Bild: Dotted Yeti/Shutterstock.com)

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Die Bundeswehr errichtet in Meßstetten in Baden-Württemberg ein Teleskopsystem zur Weltraumüberwachung. Es soll aus zwei etwa acht Meter hohen Türmen für die Fernbeobachtung im All bestehen, die auf dem dortigen Truppenübungsplatz gebaut werden. Dies teilte das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Streitkräfte (BAAINBw) mit. Das Beschaffungsamt der Bundeswehr hat demnach erstmals auch die benötigte Infrastruktur und die Realisierung des Gesamtsystems mit beauftragt. Die beiden neuen Teleskope sind Teil des künftigen Systems zur Weltraumüberwachung und sollen die eigene Beobachtung und Verfolgung von Objekten im Weltraum ermöglichen.

Der Erfassungsbereich erstreckt sich laut dem BAAINBw von der niedrigen Erdumlaufbahn in Höhen von rund 400 Kilometern bis zum geostationären Orbit mit einer Entfernung von rund 36.000 Kilometern. Die gesammelten Daten sollen in das Weltraumlagezentrum in Uedem (Nordrhein-Westfalen) eingespeist und dort zusammen mit anderen Informationen "zu einer Gesamtlage des erdnahen Weltraums" verarbeitet werden. Die Bundeswehr stärke damit weiter ihre Aktivitäten und Fähigkeiten im All, um künftig möglichst eine "vollumfängliche Weltraumüberwachung" zu gewährleisten.

Unmittelbares Ziel des Systems sei es, das All unabhängig von anderen Nationen beobachten zu können, erläuterte ein Sprecher des Beschaffungsamts gegenüber dem SWR. Das sei wichtig, um potenzielle Gefahren aus dem Weltraum schnell zu erkennen sowie zuständige Bundes- und Landesbehörden ebenso wie Satellitenbetreiber frühzeitig zu warnen. Das Erfassungszentrum bewertet dem BAAINBw zufolge etwa Risiken durch Weltraumschrott, der Erdtrabanten treffen und beschädigen könnte, mögliche Wiedereintritte von Weltraumobjekten sowie die Einflüsse des Weltraumwetters, das durch die Aktivitäten der Sonne ausgelöst werde. Dazu werden Objekte im erdnahen Weltraum kontrolliert und bei Bedarf aufgeklärt, um ein verlässliches und eindeutiges nationales Register zu erstellen.

Der Bau der beiden Türme werde voraussichtlich bis Ende 2025 dauern, schätzt das Beschaffungsamt. Danach sollen die Teleskope installiert und über eine Fernsteuerung aus dem Lagezentrum in Betrieb genommen sowie getestet werden. Das auf dem Markt verfügbare System könne dann dem Plan nach 2026 an das Weltraumkommando der Bundeswehr übergeben werden. Finanziert werde die Anschaffung aus dem 20 Milliarden Euro schweren Sondervermögen der Streitkräfte, bei dem Schwerpunkte auf dem Ausbau der Weltraumüberwachung, dem Einrichten eines Frühwarnsystems sowie dem Ausbau der Satellitenkommunikation (SATCOMBw) liegen.

(dahe)