Neuer Markt - und es geht weiter bergab

Der Neue Markt bricht weiter ein, auch Intershop musste erneut Federn lassen. Dabei gibt es auch in der New Economy doch nicht nur schwarze Schafe ...

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Von
  • Michael Kurzidim

Seinen Sturzflug von gestern hat der stark gebeutelte Neue Markt im Laufe des heutigen Vormittags kompromisslos fortgesetzt. Besonders der E-Commerce-Spezialist Intershop kam erneut böse unter die Räder. Das Papier des Vorzeigeunternehmens aus Jena gab um rund 20 Prozent nach und fiel zeitweise auf 7,5 Euro. Bereits gestern hatte die Intershop-Aktie nach einer frühmorgens ausgesprochenen Gewinnwarnung 70 Prozent seines Wertes verloren. Fast scheint ein Warnruf an die Börsianer auf dem Frankfurter Parkett angebracht: Halt, Stopp – so schlecht ist die E-Commerce-Software aus Jena oder beispielsweise das Rabattstaffel-Konzept von Letsbuyit doch gar nicht; auch manches andere Neue-Markt-Unternehmen steht besser da, als sein schlechter Ruf erwarten ließe.

So blind und blauäugig noch vor wenigen Monaten alles, was irgendwie nach Internet und New Economy roch, in den siebten Börsenhimmel gelobt wurde, so grausam und unterschiedslos strafen Anleger jetzt die Startups ab. Auch c't-Redakteure hatten ihre Zweifel, als in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres reihenweise junge Internet-Firmen an die Börse gingen, so wie Lottospieler, die vor der Losbude mit glänzenden Augen unbedingt den Hauptgewinn ergattern wollen. Nicht jedes Unternehmen mit "E", "Commerce" oder "Soft" im Namen ist deswegen schon ein Gewinner, aber auch kein hundertprozentiger Verlierer. Die Börse ist launisch und unberechenbar, so bringen alte Hasen am Neuen Markt die Sache auf den Punkt.

Der Nemax50 mit den 50 Schwergewichten des Neuen Marktes sackte jedenfalls in den ersten Handelsstunden weiter auf rund 2200 Punkte ab. Und der Nemax-Allshare pendelt inzwischen ebenfalls gefährlich auf die Marke von 2200 Punkten zu – mit Hauptrichtung nach unten. Das Vertrauen der Anleger scheint erst einmal erschüttert, und das Umfeld macht auch keine rechte Freude: Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erwartet in diesem Jahr für deutsche Lande eine Abschwächung der Konjunktur auf 2,5 Prozent. DAX und Nemax bleiben dabei nach Ansicht der Wissenschaftler stark an die Entwicklung in den USA gekoppelt. Für die sich abschwächende US-Konjunktur sehen die Forscher des DIW jedoch eine "weiche" Landung voraus. (ku)