Marktstart von neuem TV-Standard DVB-I rückt näher

In Deutschland erarbeiten öffentlich-rechtliche und private Fernsehsender gemeinsam mit Verbänden und Behörden Rahmenbedingungen für die Einführung von DVB-I.

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Monitore mit verschwommenem Inhalt

(Bild: chanonnat srisura/Shutterstock.com)

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In Deutschland rückt der Marktstart des neuen TV-Standards DVB-I (Digital Video Broadcasting – Internet) näher. Dafür ziehen öffentlich-rechtliche und private Fernsehsender sowie Verbände und Behörden an einem Strang. Nach der Einrichtung eines runden Tischs 2024 brüteten seit Beginn 2025 Arbeitsgruppen an den relevanten Detailfragen für ein mögliches DVB-I-Angebot hierzulande, erklärten Beteiligte wie der Elektrotechnikverband ZVEI am Montag. Dabei gehe es etwa um die Definition von Produktanforderungen, die Organisation und der Betrieb einer gemeinsamen Serviceliste sowie Aspekte eines diskriminierungsfreien Zugangs für Programmveranstalter.

DVB-I ist ein offener Standard für die Übertragung von Audio- und Videodiensten über das Internetprotokoll (IP). Zuschauer sollen damit Fernsehinhalte nahtlos finden und ansehen können, unabhängig davon, ob sie terrestrisch über Antenne, Satellit, Kabel oder Breitbandnetzwerk wie VDSL, Glasfaser und 5G übertragen werden. Im TV-Gerät werden dafür Programme aus diesen unterschiedlichen Verbreitungswegen zusammengefasst. Generell soll eine einfache, integrierte Nutzung des linearen Fernsehens auch über IP-Streaming ohne Start einer eigenen App möglich werden.

Inhalte stehen Nutzern dem Plan nach auf praktisch jedem Endgerät zur Verfügung. Smartphone, Tablet, Laptop oder Fernseher sollen über einen DVB-I Client unter einer einzigen Benutzeroberfläche erreichbar sein. Der Standard kombiniert dafür das klassische, lineare Fernsehen mit den flexiblen Abrufmöglichkeiten von Streaming und Video-on-Demand. Zuschauer haben weiterhin den gewohnt direkten Zugang zu TV-Inhalten auf einer Bedienoberfläche. Dazu kommen sollen viele Zusatzdienste, ein verbesserter elektronischer Programmführer (EPG) und ein nahtloser Übergang zu nicht-linearen Angeboten der Sender und anderer Plattformen wie YouTube.

Damit wird der von Smart-TV-Geräten bekannte HbbTV-Ansatz (Hybrid Broadcast Broadband TV) erweitert. Auch dieser bringt bereits Rundfunkprogramme und Breitbandangebote auf einer Bildschirmoberfläche zusammen. Geeignete Geräte können bei DVB-I aber etwa auch die übertragenen Daten direkt auf den eigenen Bildschirm anpassen. Unterschiedliche Oberflächen und Anwendungen sollen keine Rolle mehr spielen.

Der neue Standard werde "Streaming und klassisches Fernsehen schon bald noch stärker verschmelzen", erklärte Thorsten Schmiege, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). Er moderiert als Koordinator des Fachausschusses Innovation und Infrastruktur der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) die Testläufe für die Markteinführung mit allen Beteiligten an dem runden Tisch. DVB-I vereint Schmiege zufolge "die Auffindbarkeit von Rundfunk, Benutzerfreundlichkeit und effizienten Ressourceneinsatz". Daher machten sich die Medienwächter stark für das nötige Rahmenwerk.

Dabei sind neben dem ZVEI und der DLM ARD und ZDF, ProSiebenSat.1, RTL, die Bundesnetzagentur und der Branchenverband Vaunet. In den laufenden Arbeitsgruppen besprechen die Beteiligten etwa auch die Zertifizierung von Empfangsgeräten. Ferner erstellen sie einen Projektplan bis zum DVB-I-Start auf dem Markt. Parallel erarbeitet eine Task Force DVB-I der Deutschen TV-Plattform ein technisches Implementierungsprofil für Fernseher & Co. Ein im September 2022 begonnenes Pilotprojekt mit 19 Organisationen, in dessen Rahmen etwa Lösungen für das digitale Rechtekontrollmanagement (DRM), Geschäftsmodelle für Abo-Dienste und technische Lösungen erprobt wurden, ist mittlerweile erfolgreich abgeschlossen. Wann es konkret mit DVB-I hierzulande losgeht, ist noch offen.

(dahe)