Neue Enthüllung zu Googles Anti-Gewerkschafts-Strategie

Das Geheimprojekt des Konzerns sollte Mitarbeiter davon abhalten, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Ein Richter ordnet die Herausgabe von Dokumenten an.

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Bunte Leuchtstoffröhren in "Google"-Schriftzug geformt

(Bild: mentatdgt/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Neue Details über Googles geheime gewerkschaftsfeindliche Kampagne mit dem Namen "Project Vivian" sind aufgetaucht. Der Datenkonzern bekämpfte mit Project Vivien von Ende 2018 bis Anfang 2020 gewerkschaftliche Organisierungsbemühungen im Unternehmen. Das berichtet das US-Magazin Vice und beruft sich dabei auf konzerninterne Dokumente, die Teil eines arbeitsrechtlichen Verfahrens sind.

Googles Direktor für Arbeitsrecht, Michael Pfyl, beschreibt in den Unterlagen Project Vivian als eine Initiative, "um Mitarbeiter positiver einzubinden und sie davon zu überzeugen, dass Gewerkschaften scheiße sind", so Vice. Ein Google-Anwalt schlug demnach vor, eine "angesehene Stimme zu finden, um einen Meinungsartikel zu veröffentlichen, in dem skizziert wird, wie ein gewerkschaftlich organisierter Tech-Arbeitsplatz aussehen würde, und den Mitarbeitern von FB (Facebook), MSFT (Microsoft), Amazon und Google zu raten, dies nicht zu tun".

Googles Personalchefin, Kara Silverstein, unterstützte die Idee, wollte aber "keine Fingerabdrücke": Der Artikel solle nicht "Google-spezifisch" geschrieben werden. Der zuständige Verwaltungsrichter befiehlt Google nun, dieses und zirka 180 weitere Dokumente dem Gericht vorzulegen.

Die von Vice zitierten Dokumente sind Teil eines Verfahrens vor einem regionalen Teil des bundesstaatlichen National Labor Relations Board (NLRB). Das Verfahren geht auf die Beschwerde sieben aktueller und ehemaliger Google-Mitarbeiter vom Dezember 2019 zurück. Fünf der Beschwerdeführer waren entlassen, zwei disziplinarisch bestraft worden, nachdem sie sich am Arbeitsplatz unter anderem für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter von Google-Auftragnehmern engagiert hatten.

Zudem hatten die Googler eine Petition in Umlauf gebracht, in der das Unternehmen aufgefordert wurde, Verträge mit US-Behörden, die an der Abschiebung von Einwanderern und der Trennung von Familien beteiligt sind, zu kündigen.

Die Beschwerde führte zu einer Untersuchung; schließlich verklagte ein US-Arbeitsstaatsanwalt Google. Die Google-Mitarbeiter behaupten, entlassen worden zu sein, weil sie sich gewerkschaftlich organisieren wollten. Google dagegen begründet die Entlassungen bis heute mit angeblicher Verletzung von Sicherheitsprotokollen.

Google-Mitarbeiter haben 2019 herausgefunden, dass Google sich Anti-Gewerkschafts-Beratung holte. Der Konzern hatte eine Firma namens IRI Consultants beauftragt, die dafür bekannt ist, Arbeitgebern bei gewerkschaftsfeindlichen Kampagnen zu helfen. Zu dieser Zeit sah sich Google mit einer beispiellosen Welle von Mitarbeiterprotesten und Aktivismus im Zusammenhang mit sexueller Belästigung sowie Verträgen mit dem US-Verteidigungsministerium konfrontiert.

Am 7. Januar hat nun der Verwaltungsrichter entschieden, dass Google 180 interne Dokumente im Zusammenhang mit seiner Project-Vivian-Kampagne, einschließlich des Dokuments mit Pfyls Aussage, "unverzüglich" vorlegen muss. Google hat sich bislang geweigert, diese und andere Dokumente einem Anwalt auszuhändigen, der geschädigte ehemalige Google-Mitarbeiter vertritt, und sich dabei auf das Anwaltsgeheimnis berufen. Laut dem Richter trifft dies auf die 180 Dokumente aber nicht zu.

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Anfang 2020 haben Hunderte Beschäftigte Googles und anderer Tochterfirmen der Google-Holding Alphabet, erstmals eine Gewerkschaft für Google-Mitarbeiter in den USA gegründet. Die Alphabet Workers Union (AWU-CWA) steht sowohl Voll- und Teilzeitbeschäftigten als auch Leiharbeitern sowie Werktätigen in befristeten Verhältnissen offen. Die Arbeitnehmervertretung ist Teil des Netzes von Lokalgewerkschaften der "Communications Workers of America", einer Gewerkschaft mit rund 700.000 Mitgliedern in den USA, Kanada und Puerto Rico. Google erkennt die AWU-CWA bislang nicht an.

(akn)