Neues aus den Fablabs und der Makerszene
Im Happylab Wien war der "Female Maker Month" ein voller Erfolg, in Wismar gibt es einen neuen Makerspace und "Mach's auf!" sorgt für Inklusion in Hackspaces.
- Helga Hansen
Wie können Makerspaces für gehörlose Menschen inklusiver werden? Der Frage hat sich das Wiener Projekt "Mach's auf!" angenommen. Ebenfalls in Wien hat das Happylab vor kurzem die Makerinnen in den Vordergrund gerückt. Und natürlich gibt es wieder einige neue Werkstätten und Makerspaces. Wer sich bisher noch nicht dorthin getraut hat, kann dies am 27. August, beim Tag des offenen Hackerspaces, vielleicht ändern.
Rückblick: Female* Maker Month in Wien
Frauen stellen die Hälfte der Bevölkerung, aber in Hacker- und Makerspaces liegt ihr Anteil meist darunter. Im Wiener Happylab will man das ändern und hat den Mai zum Female* Maker Month ausgerufen. Einen Monat lang gab es unter dem Motto „Frauen an die Werkbank‟ zahlreiche Angebote – exklusiv von und für Frauen. Workshops, ein Werkstattrundgang und eine Ausstellung luden Interessierte ein, das Happylab und seine Maschinen kennenzulernen und selbst tätig zu werden. Immer mit dabei: Vorbilder aus der lokalen Maker-Community wie die Fahrradladen-Besitzerin Ana Powdrill, die im Workshop „Repair and Ride‟ die Grundlagen der Radreparatur vermittelte. Einen Einstieg in elektronische Schaltungen, aber auch zu Nachhaltigkeitsfragen gab es bei „Ethische Hardware‟ mit Stefanie Wuschitz vom feministischen Kollektiv Mz* Baltazar's Lab.
Female* Maker Month (5 Bilder)
(Bild: Franzi Kreis)
Über die Veranstaltungen hinaus war die Werkschau Eyes on female* makers zu sehen. Ausgestellt wurden Arbeiten von Makerinnen des Happylabs, wie etwa Silberschmuck aus dem Lasercutter und ein Sprechfunktrainer. Einblicke in noch unfertige Projekte wie eine Massageliege für Schwangere und einen E-Scooter aus Holz gab es für die Teilnehmerinnen des Werkstattrundgangs, mit dem der Monat eröffnet wurde.
Insgesamt 100 Frauen waren am Ende im Happylab zu Gast und das Feedback durchweg positiv. Auch in Zukunft soll es daher Veranstaltungen exklusiv für Makerinnen geben. Geplant sind regelmäßige Vernetzungstreffen, um den Austausch zu fördern, sowie weitere Workshops nur für Frauen.
Ideenwerkstatt in Wismar
Seit dem vergangenen Sommer ist an der Hochschule Wismar die StartUpYard für die Studierenden geöffnet. In der interdisziplinären Ideenwerkstatt können sie an eigenen Ideen tüfteln und zu digitalen und anfassbaren Prototypen umsetzen. 3D-Drucker, Lasercutter, Schneidplotter und Nähmaschinen helfen bei der Umsetzung. Da die Yard vor allem von Studis genutzt wird, waren sie von Anfang an bei der Gestaltung dabei und haben etwa die Raumaufteilung bestimmt, die Couchlandschaft selbst gebaut und sich erfolgreich für eine barrierefreie Toilette eingesetzt. In dem aktuellen Sommersemester wurden nun die Außenanlagen von der Gruppe UrbanYardening neu gestaltet.
Neben Workshops rund um die Maschinen gibt es in der Yard auch übergreifende Weiterbildung, etwa zu Stress- und Zeitmanagement und beim CouchTalk erzählen Berufstätige aus ganz unterschiedlichen Bereichen, wie es nach dem Studium weitergehen kann. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Wettbewerbe, bei denen Projekte entwickelt und sogar finanziert werden können. Bei der ersten Runde des KickStart-Ideenwettbewerbs arbeiteten sechs Teams ein halbes Jahr an ihren Prototypen – dabei entstanden eine App für studentische Nachhilfe, eine wartungsarme Duschkabine, Schmuck mit variablem Grundkonzept, eine alternative Schütte für Unverpacktläden und ein Bügelbrett, das auch Massageliege sein kann. Der Bewerbungsschluss für die zweite Runde endet übrigens am 31. Juli.
„Mach's auf“ macht Makerspaces inklusiver
Wenn Besucher an der Tür des Wiener Hackspaces Metalab klingelten, konnte Oliver Suchanek bis vor kurzem nicht die Tür öffnen – denn das Vorstandsmitglied ist gehörlos. Inzwischen gibt es daher zusätzlich eine (selbstgebaute) Lichtklingel. Damit auch andere Makerspaces und Werkstätten für gehörlose und schwerhörige Menschen besser zugänglich werden, hat Suchanek das Forschungsprojekt Mach's auf! gestartet. In einer Reihe an Vorträgen und Workshops soll erarbeitet werden, welche Barrieren es bei der Inklusion der Gehörlosen-Community in Makerspaces gibt und wie diese abgebaut werden können. Ein weiteres Ärgernis, so Suchanek, sind etwa Video-Tutorials ohne Untertitel. Neben dem besseren Zugang zur Technik stehen noch Nachhaltigkeit und Reparaturkultur im Fokus.
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Seit Mai gibt es im Metalab bereits ein MeetUp in Österreichischer Gebärdensprache (ÖGS), um die Gehörlosen- und die Maker-Communities miteinander zu vernetzen. Auch beim Netzpolitischen Abend war das Projekt zu Gast – natürlich mit ÖGS-Dolmetschung. Nach zwei Jahren soll schließlich ein Handbuch mit Vorschlägen und Best Practices erscheinen. Weitere Veranstaltungen werden auf der Webseite und über Instagram angekündigt. Mach's auf ist eine Kooperation der TU Wien, des Metalabs und equalizent, einer Bildungsfirma für Gebärdensprache. Es ist eines von sechs Projekten, die vom Action for Sustainable Future hub ausgewählt wurden und mit bis zu 100.000 Euro gefördert werden.
Tag der offenen Hackerspaces
Auf Anregung des Chaos Computer Clubs (CCC) wird der 27. August zum Tag des offenen Hackerspaces. Bereits über 50 Hackerspaces und Chaostreffs in Deutschland, der Schweiz und Luxemburg haben ihre Teilnahme angekündigt. Die Veranstaltungen sollen Interessierten die Möglichkeit geben, einen Space kennenzulernen und „ein paar Hackermythen zerlegen“. Werkstätten, die an dem Tag ebenfalls mitmachen möchten, können sich weiterhin melden.
Pi and Radio: Call for Contributions
Die Pi and More feiert in diesem Jahr ihren zehnten Geburtstag! Dazu gibt es wieder ein Event live und in Farbe: am 10. September in Weinheim, als Pi and Radio. Neben Vorträgen, Workshops und der Ausstellung soll außerdem erstmals gecampt werden. Der Call for Contributions ist bereits eröffnet.
Fablab- und Makerspace-News
- Das Werkstadthaus Tübingen feiert dieses Jahr seinen 20. Geburtstag – diesen Monat gibt es daher eine Reihe an Jubiläumsterminen und am 30. Juli eine große Party.
- In Coburg ist das Hackzogtum umgezogen und jetzt in der Heiligkreuzstraße 3 zu Hause.
- Seit April gibt es in Brandis (Schönewalde) den Verein Makerspace Partheland, der zunächst noch auf der Suche nach Räumen ist.
- Schon lange wollte das Team vom Fabmobil auch feste kleine Makerspaces in Sachsen einrichten – nun gibt es in Annaberg-Buchholz, Löbau und Weißwasser die ersten drei Lokallabore. Außerdem wurde das Dach des Fabmobils umgebaut und lässt sich bei gutem Wetter jetzt öffnen.
Mehr Maker-Termine
6. – 13. Juli | 1. ZAMstival | ZAM Erlangen |
15. - 17. Juli | Haecksen-Geekend "too peoply out there" | online |
21. & 22. Juli | Camp für Digitale Kultur | Hochschule Merseburg |
22. – 24. Juli | Hack an der Ruhr | Auf der Heide, Schwerte |
24. Juli | Praxis-Workshop: Stecker-Solaranlagen | Fablab Lünen |
28. – 31. Juli | Haxogreen | Dudelange, Luxemburg |
29. - 31. Juli | Fahrrad-Hackathon Karr'n Sharing | Hamburg |
12. August | Einweihungsfeier | Chaosdorf Düsseldorf |
25. – 28. August | eigenbaulaune – das Sommercamp Offener Werkstätten | Halle (Saale) |
23. September | Coding da Vinci-Abschlusskonferenz | Jüdisches Museum Berlin |
29. & 30. Oktober | Hack & Make | Messe Nürnberg |
17. – 18. November | Jugend-Hackt-Konferenz: Beyond Code | Technische Sammlungen Dresden |
Diese und weitere Termine stehen laufend aktualisiert in unserem Veranstaltungskalender. Dort könnt ihr auch eigene Termine eintragen. Orte zum Selbermachen in Eurer Nähe findet ihr in unserer Makerspace-Karte – dort sind auch die kommenden Maker Faires verzeichnet. Haben wir etwas übersehen? Dann freuen wir uns über Hinweise.
(hch)