Neuordnung von Österreichs TK-Markt stockt

Am Freitag, 20. Januar, sollte der österreichische Mobilfunker Orange an den wesentlich kleineren Anbieter 3 gehen. Anscheinend kam der angekündigte Verkauf nicht zustande.

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Der österreichische Telekommunikationsmarkt steht vor Umwälzungen, die aber zu stocken scheinen. Ein für Freitag angekündigter Deal ist jedenfalls bis jetzt nach bisheriger Nachrichtenlage nicht zustande gekommen.

Orange, drittgrößter Mobilfunker in Österreich, soll vom kleinsten Anbieter 3 übernommen werden. Doch der Verkauf ist keine einfache Sache, juristische Schwierigkeiten mit Wettbewerbshütern und Konkurrenten müssen vermieden werden. Marktführer A1 Telekom Austria (TA) ist inzwischen selbst zum Übernahmekandidaten geworden. Sie hat seit einigen Tagen offiziell einen neuen Großaktionär: Der gefürchtete Investor Ronny Pecik hält mehr als 20 Prozent der Aktien.

Als sein Partner gilt der Ägypter Naguib Sawiris, der Mobilfunknetze in Ägypten und Nordkorea besitzt. Aber auch Telenor und eine Reihe außereuropäischer Telekommunikationskonzerne dürften an der TA interessiert sein. Denn die steckt in der Krise: Das politisch merkwürdige Engagement in Weißrussland ist aufgrund des Verfalls des weißrussischen Rubels zum teuren Klotz am Bein geworden. Die vom größten Aktionär Republik Österreich gewünschte hohe Dividende hat dem Eigenkapital geschadet. Dazu kommt ein hausgemachter Korruptionssumpf. Das Ergebnis ist ein relativ bescheidener Aktienkurs. Ein internationaler Investor könnte Peciks Paket nehmen und für den Rest ein Übernahmeangebot machen, das für ihn immer noch preiswert ist, zu dem die Streubesitzer aber nicht Nein sagen können.

Attraktiv sind dabei vor allem die TA-Firmen in Südosteuropa und weniger der Heimatmarkt Österreich. Dort hat beinharter Konkurrenzkampf auf dem Mobilfunk-Markt zu sehr niedrigen Preisen bei gleichzeitig hervorragenden Netzen geführt. Der drittgrößte Netzbetreiber Orange (ehemals One) konnte bei dem technischen Wettrüsten nicht mithalten. Sein Marktanteil stagniert seit Jahren, die Umsätze sind rückläufig, namhaften Reingewinn gab es nie. Die Eigentümer, Mid Europa Partners und France Telecom, möchten kein frisches Geld investieren, sondern gesichtswahrend aussteigen.

Ausgerechnet der kleinste Netzbetreiber 3 soll Orange übernehmen. 3 ist selbst kein Goldesel, gehört aber zum finanzstarken Konzern Hutchison Whampoa aus Hongkong. Die Wirtschaftskrise drückt generell den Preis von Telekommmunikationsunternehmen. Hutchison hat also die Chance, der österreichischen Tochter 3 durch einen vielfach größeren Marktanteil und wertvolle Funkfrequenzen auf die Sprünge zu helfen.

Doch einfach ist das Unterfangen nicht. Hürden gibt es gleich mehrere: Die Zustimmung der EU-Kommission, die über den Wettbewerb wacht, muss vorbereitet werden. Dafür ist es wiederum erforderlich, die Mitbewerber A1 und T-Mobile mit ins Boot zu holen. Ihr Widerstand könnte das Projekt enorm verzögern. Und schließlich müssen sich alle Beteiligten auf konkrete Preise einigen.

Im Dezember sollen die Verhandlungen fast gescheitert gewesen sein, doch Anfang dieser Woche ließen österreichische und internationale Medien eine Einigung durchblicken: 3 kaufe Orange, gebe aber deren Diskounttochter Yesss samt einem Paket aus Funkstationen und Frequenzrechten an Marktführer A1 ab. 3 zahle etwa eine Milliarde, A1 weitere 300 bis 400 Millionen Euro. Somit würde der bereits 2007 zum Einstieg von Mid Europa Partners veranschlagte Preis von 1,4 Milliarden Euro erreicht. Spätestens am gestrigen Freitag solle alles offiziell werden, wurde gemeldet.

T-Mobile hat selbst zu kämpfen und freut sich grundsätzlich auf Preiserhöhungen, wenn der Wettbewerb als Folge der Übernahme zurückgeht. Der zweitgrößte Anbieter wäre aber ebenfalls an orangenen Funkfrequenzen interessiert. Zwar hatten T-Mobile und 3 vor kurzem ein Abkommen über Nationales Roaming bekannt gegeben. Doch vielleicht war das zu wenig. Denn der Freitag kam und ging – ohne offizielle Mitteilung in der Sache. (hb)